Gelbe Quadrate, rote Quadrate, blaue Quadrate, ineinander gestaffelt, Ton in Ton oder kontrastierend, in kräftigen, leuchtenden Farben oder zarten Grautönen - "Homage to the Square" (Huldigung an das Quadrat) ist die größte Werkgruppe des Künstlers Josef Albers. Mehr als 2.000 Quadrat-Gemälde hat Albers (1888-1976) hinterlassen. Ein Teil davon ist jetzt in der Villa Hügel in Essen im Rahmen einer Werkschau zu sehen.

Dort widmet die Kulturstiftung Ruhr dem deutschen Maler und Kunstpädagogen bis zum 7. Oktober eine Retrospektive. Es sei die erste Gesamtschau zu Albers seit 30 Jahren, sagt der Direktor des Josef Albers Museum Quadrat Bottrop, Heinz Liesbrock. Er hat die Schau "Josef Albers. Interaction" kuratiert, die rund 170 Werke des in Bottrop geborenen Künstlers gezeigt. Die Exponate stammen aus dem Bottroper Museum sowie als Leihgaben aus bedeutenden amerikanischen Sammlungen.

"Meister der kühlen und strengen Abstraktion"

Die farbigen Quadrate werden in der Gemäldegalerie des repräsentativen ehemaligen Wohnsitzes der Industriellenfamilie Krupp präsentiert. "Der Meister der kühlen und strengen Abstraktion entfaltet in diesen Räumen eine besondere Wirkung", findet Ursula Gather, Kuratoriumsvorsitzende der Krupp-Stiftung, die die Ausstellung ermöglicht hat. "Kunst, die ergreift." Dabei ist es nicht die Form, sondern vor allem die Farbe, die auf den Betrachter wirkt.

Auch wenn die über mehr als 20 Jahre entstandenen Quadrate zu seinem Markenzeichen wurden - das erste malte Albers erst 1950 mit 62 Jahren. Als Künstler und Kunst-Lehrer war er aber bereits zuvor erfolgreich, auch das will die Ausstellung zeigen. "Wir wollen Albers befreien vom Nimbus des Quadrat-Malers", betont Museumsdirektor Liesbrock.

Fokus auf frühes Schaffen

So streift das erste Kapitel der Schau kurz Josef Albers' Jugend und Ausbildung. Der Sohn eines Malermeisters wurde zunächst Volksschullehrer, bevor er sich der Kunst zuwandte. Er studierte an der Essener Kunstgewerbeschule und an der Königlich Bayrischen Kunstakademie in München und kam schließlich an das Bauhaus in Weimar - mit über 30 Jahren "als ältester Schüler", betont Liesbrock. Später wurde er Meister und zeitweise sogar stellvertretender Direktor am Bauhaus.

Die Ausstellung präsentiert unter der Überschrift "Magisches Glas" frühe Glasarbeiten aus dieser Zeit. Sie zeigten bereits deutlich, "wie sehr Albers Farbe und Licht von Anfang an fasziniert haben", erläutert der Kurator. Außerdem sind Möbel, Gebrauchsgegenstände sowie Fotografien zu sehen.

Nach der durch die Nationalsozialisten erzwungenen Schließung des Bauhauses emigrierte Albers 1933 mit seiner Frau Anni, einer Textilkünstlerin, in die USA und nahm eine Lehrtätigkeit am Black Mountain College in North Carolina an. Später leitete er die Design-Abteilung an der Yale University in New Haven.

Inspiriert von Südamerika-Reisen

Auf Reisen nach Mexiko und in andere südamerikanische Länder besuchte das Ehepaar präkolumbische Stätten und begeisterte sich für die Volkskunst. Davon zeugen in der Ausstellung Fotografien und präkolumbische Skulpturen aus der Sammlung von Josef und Anni Albers. Auch als Maler griff Albers die Reiseerlebnisse auf, etwa in der "Adobe"-Serie, die die symmetrische Form von Lehmziegelhütten in verschiedensten Farbvarianten darstellt.

Einen eigenen Raum widmet die Schau dem "spirituellen Künstler" Albers, der praktizierender Katholik war. Die Gegenüberstellung religiöser Bildwerke wie einer Madonna aus dem 15. Jahrhundert oder einem Kruzifix mit ausgewählten Quadrat-Gemälden soll die geistig-spirituelle Dimension seiner Kunst verdeutlichen. Dort könnten die Besucher die "spirituelle Schwingung" bei Albers spüren, sagt Liesbrock. Ergänzt wird dies durch Fotomontagen von Albers mit Aufnahmen von Kirchen und Klöstern in Süddeutschland. Sie entstanden bei seinem ersten Besuch in Deutschland nach 20 Jahren Exil.

Einfluss auf US-amerikanische Kunst der 60er

Im letzten Kapitel thematisiert die Ausstellung schließlich die Wirkung des Malers und Kunst-Lehrers auf die amerikanische Kunst der 1960er-Jahre wie Minimal Art und Konzeptkunst. Zu sehen sind beispielhaft Arbeiten von Agnes Martin, Robert Ryman, Donald Judd und Piet Mondrian, die etwa die Quadrate und die klare Farbgestaltung aufgreifen.

Die Ausstellung wird von der Kulturstiftung Ruhr gemeinsam mit dem Josef Albers Museum Quadrat Bottrop präsentiert. Parallel ist in der Düsseldorfer Kunstsammlung eine Retrospektive zu Albers' Ehefrau, der Textilkünstlerin Anni Albers, zu sehen. Beide Ausstellungen werden von einer gemeinsamen Vortragsreihe begleitet.