Für einen aufgeklärten Islam wären nach Aussagen des Islamwissenschaftlers Mouhanad Khorchide Moschee-Steuern für Muslime denkbar. Dadurch könnten etwa Imame bezahlt werden, sagte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster am 14. Juni in der Evangelischen Akademie Frankfurt am Main. Wenn es in Deutschland entsprechende Kirchengesetze gibt, warum dann nicht auch für den Islam, stellte der Theologe bei der Veranstaltung "Der deutsche Islam im Aufbruch" zur Diskussion.

Es könne nicht sein, dass in deutschen Moscheen Imame predigen, die aus dem Ausland finanziert und gesteuert werden. "Der deutsche Staat unterstützt zurzeit unbewusst den politischen Islam", sagte der Vorsitzende des 2015 gegründeten und dem liberalen Islam zugerechneten Muslimischen Forums Deutschland.

Der deutsche Staat solle die Expertise der Zentren für islamische Theologie nutzen, die eine Art Kommission bilden könnten. Diese müsste zum Beispiel darüber beraten, welche Inhalte im Religionsunterricht von welcher Person gelehrt werden. Gerade an Schulen müsse dringend Aufklärungsarbeit geleistet werden, sagte der Reformtheologe. Junge Muslime hätten oftmals keine Ahnung davon, was im Koran steht.

Khorchide forderte zudem, dass Muslime und muslimische Verbände selbstkritischer sein müssten. Er schlug zum Beispiel vor, Studien über die Rolle der Frauen in muslimischen Gemeinden zu erheben und zu veröffentlichen. Selbstkritik brauche allerdings auch Selbstsicherheit, die vielen deutschen Muslimen fehle. Durch Fragen wie "Gehört der Islam zu Deutschland?" seien sie häufig verunsichert.