Nach dem Messerangriff auf den Bürgermeister von Altena ist der Täter vom Landgericht Hagen zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Kammer habe keinen Tötungsvorsatz des damals 56-Jährigen feststellen können und eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Bedrohung verhängt, erläuterte die stellvertretende Pressesprecherin Inga Papajewski dem Evangelischen Pressedienst (epd) am 12. Juni (AZ: 32 Ks 2/18). Dem Mann, der 150 Sozialstunden leisten müsse, sei ein Bewährungshelfer zugeteilt worden.

Ein mögliches fremdenfeindliches Motiv sei bereits in der Anklage kein Thema mehr gewesen, erläuterte die Gerichtssprecherin. Der Angeklagte habe sich vielmehr in einer schwierigen persönlichen Lage befunden und sei am Tatabend im vergangenen November seinem Opfer zufällig in einem Imbiss begegnet. Die Tat sei nicht geplant gewesen. Das Messer habe der Angeklagte dem Altenaer Bürgermeister Andreas Hollstein (CDU) bis zu 60 Sekunden an den Hals gehalten, ohne ihn zu töten. Die Verletzung am Hals habe das Opfer aufgrund eines Handgemenges erlitten. Durch das Eingreifen des Imbissbudenbesitzers und seines Sohnes war der Angreifer überwältigt worden.

Psychische Probleme

Der Anschlag auf den Bürgermeister hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Der Angeklagte soll nach Angaben der Ermittler vor der Tat gesagt haben: "Ich steche Dich ab! Du lässt mich verdursten und holst 200 Ausländer in die Stadt!" Der arbeitslose Maurer mit psychischen Problemen lebte nach Angaben der Staatsanwaltschaft getrennt von seiner Ehefrau allein in seinem Haus in Altena, das aufgrund einer Insolvenz unter Zwangsversteigerung stand und dem bereits die Wasserversorgung abgestellt worden war.

Ein fremdenfeindliches Motiv für den Angriff auf Hollstein war zunächst nicht ausgeschlossen worden. Der 17.000-Einwohner-Ort Altena hatte im Jahr 2016 von sich reden gemacht, weil sich der Stadtrat entschieden hatte, freiwillig mehr Flüchtlinge aufzunehmen, als nach dem Zuteilungsschlüssel des Landes Nordrhein-Westfalen nötig gewesen wäre. Dafür wurde Altena mit dem ersten Nationalen Integrationspreis der Bundesregierung ausgezeichnet.