Herford/Soest (epd). Die kirchliche Beratungsstelle für Prostituierte "Theodora" in Herford hat im vergangenen Jahr 141 Frauen intensiv beraten und mehr als 540 aufgesucht. Dabei hätten die Themen Ausstieg aus der Prostitution, Gesundheitsvorsorge und Krankenversicherung, Legalisierung der Arbeit sowie ausländerrechtliche Fragen im Mittelpunkt erstanden, teilte die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen am 5. März in Soest mit. Die Frauenhilfe ist Trägerin der Beratungsstelle, die seit 2011 Prostituierte in Ostwestfalen-Lippe begleitet.
Seitdem das neue Prostituiertenschutzgesetz Mitte 2017 in Kraft getreten sei, müsse Theodora die Frauen über die Neuregelung informieren und aufklären, hieß es weiter. Das Gesetz verpflichtet Prostituierte unter anderem, ihre Tätigkeit persönlich oder unter einem Alias-Namen anzumelden, eine jährliche Gesundheitsberatung wahrzunehmen und Behörden den Zutritt zu den Geschäftsräumen zu gewähren.
Allein im Rahmen des vor zwei Jahren gestarteten Programms "Hilfe-Lotsinnen" hat "Theodora" 2017 nach eigenen Angaben 141 Frauen begleitet. Ziel sei die Vermittlung von neu zugewanderten Armuts-Prostituierten aus Ländern der Europäischen Union in das Hilfesystem der Kommunen. Viele dieser Frauen könnten von den "Theodora"-Mitarbeiterinnen in ihrer Muttersprache erreicht werden, weil die Beratung in neun Sprachen erfolge, hieß es. Auch 40 bis zu sieben Jahre alte Kinder der Klientinnen seien mitbetreut worden.
Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle haben 2017 den Angaben nach 82 bordellähnliche Betriebe und Wohnungen aufgesucht, teilte die Frauenhilfe weiter mit. Die meisten davon lagen mit 27 Prozent im Kreis Herford, 22 Prozent waren im Kreis Gütersloh angesiedelt, gefolgt von den Kreisen Paderborn (17 Prozent) und Minden-Lübbecke (15 Prozent). Bei den Besuchen wurde demnach Kontakt zu fast 540 Prostituierten aufgenommen.
Das "Theodora"-Projekt wird zum größten Teil aus EU-Mitteln sowie vom Bundessozialministerium, fünf Kreisen und der Stadt Bielefeld finanziert. In Ostwestfalen-Lippe gibt es den Angaben zufolge 300 bordellähnliche Betriebe, vor allem in kleineren Städten. Die "Theodora"-Beratungsstelle geht von etwa 2.200 Prostituierten jährlich in der Region aus.