Krankenhausaufenthalte von Menschen mit Behinderungen haben einer Studie zufolge eine bessere Erfolgschance, wenn die Patienten zuvor in ihrem Zuhause mit Besuchen von Pflegekräften darauf vorbereitet werden. Erste Ergebnisse der 2016 gestarteten Praxisstudie "Klinik inklusiv" zeigten, dass die Betroffenen dadurch Vertrauen aufbauen und sich eher auf eine Behandlung einlassen, wie die Fachhochschule der Diakonie am 8. März in Bielefeld mitteilte. Gleichzeitig würde das Klinikpersonal vorab über individuelle Grenzen und besondere Gewohnheiten informiert, die sie respektieren müssten.

An dem bundesweit einmaligem Projekt sind das Evangelische Klinikum und das Krankenhaus Mara am Standort Bielefeld-Bethel beteiligt. Zwei Pflegeexpertinnen von der Fachhochschule Diakonie haben in den vergangenen zwei Jahren überwiegend Patienten des Krankenhauses Mara, wo die Betheler Zentren für Epilepsie und Behindertenmedizin angesiedelt sind, begleitet. Sie besuchten die Menschen vorab in ihrem vertrauten Umfeld in Betheler Wohneinrichtungen. Dabei ermittelten sie ihre Gewohnheiten, ihre besonderen Ängste, ihren Bedarf an Hilfsmitteln und ihre Möglichkeiten sich mitzuteilen.

Bei ihren Besuchen fanden die Forscherinnen demnach heraus, zum Beispiel ob jemand keine körperliche Nähe mag, auf welche Anrede jeweils reagiert wird oder in welchen Situationen besonders viel Stress entsteht. "Solche Erkenntnisse sind für die Mitarbeiter im Krankenhaus und ihren Umgang mit den behinderten Patienten wichtig", erklärte die klinische Pflegeexpertin Susanne Just.

"Mit den prästationären Besuchen nehmen wir den Patienten nachweislich bereits vor ihrem Aufenthalt viele Ängste", betonte Projektleiterin Doris Tacke von der FH Diakonie. Dadurch werde ihre Versorgung erleichtert und verbessert.

In der zweiten Projektphase von "Klinik inklusiv" sollen nun vor allem Patienten vor ihrer Behandlung in der Klinik für Neurochirurgie des Evangelischen Krankhauses Bethel besucht werden, wie es hieß. Die gesammelten Daten werden von der FH der Diakonie bis März 2019 ausgewertet. Das Forschungsprojekt wird von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert.