Düsseldorf (epd). Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat einen gravierenden Lehrermangel an den Schulen in Deutschland kritisiert. Die Politik müsse die "Mangelverwaltung" an den Schulen zügig beenden, forderte der Bundesvorsitzende des Lehrerverbandes, Udo Beckmann, am 9. März zum offiziellen Auftakt des Deutschen Schulleiterkongresses in Düsseldorf. Angesichts der aktuellen Bedingungen an den Schulen würden vor allem die Schulleiter "demoralisiert". Nach einer vom VBE präsentierten repräsentativen Untersuchung unter Schulleitern wird als größtes Problem der Lehrermangel angesehen.
Die Verhältnisse an den Schulen seien das Ergebnis davon, dass Schulen "kontinuierlich kaputtgespart" würden, kritisierte Beckmann. Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) 2008 auf dem Dresdner Bildungsgipfel gegebene Zusage, dass zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes in die Bildung investiert werden, sei "bis heute nicht eingelöst". Der Bundesvorsitzende warf der Politik vor, sie sei "auf dem besten Wege, die nächste Generation Schulleitung zu ruinieren".
Nach einer vom VBE beauftragten Untersuchung hätten viele Schulleiter unter 40 Jahren angegeben, dass sie ihren Job nur gelegentlich, selten oder nie zur eigenen Zufriedenheit erfüllen könnten, sagte Beckmann. Als größtes Problem an den Schulen nannten 57 Prozent der befragten Schulleiter den Lehrermangel, gefolgt von der schlechten Ausstattung der Schulen (28 Prozent) sowie Inklusion und Integration (25 Prozent). Für die Untersuchung zum Thema "Berufszufriedenheit von Schulleitungen" hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa bundesweit 1.200 Schulleiter befragt.
Der Lehrermangel setze vor allem den Grundschulen zu, erklärte Beckmann. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung würden dort bis 2020 rund 35.000 Lehrkräfte fehlen. Die Ausbildung von Seiteneinsteigern als Lehrkräfte sei nur eine "Notlösung", da laut der Studie etwa jeder dritte neue Seiteneinsteiger nicht ordentlich auf den Beruf vorbereitet werde. Beckmann forderte von den Ländern, mehr Studienplätze und bessere Ausbildungsbedingungen zu schaffen sowie die Lehrkräfte besser zu bezahlen.
In Nordrhein-Westfalen sind laut VBE-Studie die Probleme an den Schulen besonders eklatant. Im bevölkerungsreichsten Bundesland verwiesen 64 Prozent der Befragten auf den Lehrermangel als mit Abstand größtes Problem, das waren sieben Punkte mehr als im Bundesdurchschnitt. Der Anteil der unbesetzten Lehrerstellen lag mit 13 Prozent ebenfalls über dem Durchschnitt (zehn Prozent). Grund dafür waren zu wenig Bewerber. Um das Problem zu lösen, müssten vor allem die Gehälter von Grundschullehrern angehoben werden, sagte der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau.
Zudem liege in NRW die Beschäftigung von Seitenansteigern an den Schulen mit 53 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt (37 Prozent), erklärte Behlau weiter. Hier müsse dringend dafür gesorgt werden, dass die Seiteneinsteiger besser ausgebildet und auf die Anforderungen des Unterrichts vorbereitet werden. Allein im vergangenen Jahr wurden in NRW rund 600 Seiteneinsteiger in den Schuldienst eingestellt.
Der siebte Deutsche Schulleiterkongress in Düsseldorf fand am 9. und 10. März statt. Erwartet wurden rund 2.500 Teilnehmer aus ganz Deutschland. In Vorträgen und Workshops ging es um Themen wie Digitalisierung, Inklusion oder Unterrichtsentwicklung.