Die Zahl der Straftaten in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am 7. März in Düsseldorf mitteilte, sank die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent auf rund 1,37 Millionen Delikte. "Das ist der stärkste Rückgang seit mehr als 30 Jahren", sagte er. Die Aufklärungsquote lag bei über 52 Prozent. Das bedeute einen Anstieg von 3,2 Prozent gegenüber 2016 und sei der beste Wert seit fast 60 Jahren. Bei den Daten wurden sowohl versuchte wie vollzogene Straftaten berücksichtigt.

"Nordrhein-Westfalen ist nachweislich sicherer geworden", erklärte der Minister. Besonders deutlich seien die Zahlen in den Bereichen Taschendiebstahl und Wohnungseinbruch zurückgegangen: Sie sanken um 19,1 beziehungsweise 25,7 Prozent. Dieser starke Rückgang sei auch der Tatsache zu verdanken, dass Wohnungseinbrüche von der Polizei mittlerweile stärker in den Blick genommen würden, sagte Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann. Auch die Schließung der Balkanroute für Flüchtlinge habe vermutlich dafür gesorgt, dass weniger kriminelle Banden aus Südosteuropa nach NRW kommen konnten.

Bedenklich sei allerdings, dass der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen überdurchschnittlich hoch war, erklärte Reul. Knapp ein Drittel (32 Prozent) der Tatverdächtigen hatte keinen deutschen Pass; der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung liege jedoch nur bei etwa zwölf Prozent, sagte er. Vor allem bei Delikten wie Wohnungseinbruch und Taschendiebstahl lag der Statistik zufolge die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen überdurchschnittlich hoch - offenbar auch deshalb, weil bei diesen Straftaten viele Banden aus dem Ausland aktiv sind.

Der Anteil der Flüchtlinge und Asylsuchenden an den Straftaten ging dagegen deutlich zurück. Er lag im vergangenen Jahr bei 8,7 Prozent und sank damit gegenüber 2016 um etwa ein Sechstel. In der öffentlichen Diskussion um die Kriminalität von Ausländern und Flüchtlingen gehe es deshalb darum, besser zu differenzieren, betonte der Minister.

Im Bereich "Mord und Totschlag" lag die Zahl mit 373 Fällen in etwa auf dem Niveau des Jahres 2016. Bei der Gewaltkriminalität gab es einen Rückgang um 4,2 Prozent auf knapp 46.700 Fälle.

Schwierig zu erfassen in der Statistik war den Angaben zufolge das Thema "Clan-Kriminalität", also die Straftaten von Großfamilien zumeist ausländischer Herkunft. Hierzu werde derzeit ein Lagebild vom Landeskriminalamt NRW erstellt, erklärte Reul. Damit sollten valide Zahlen zu den Straftaten ermittelt werden, die von diesen Personengruppen begangen werden, um auf dieser Basis Strategien zur Bekämpfung der Kriminalität zu entwickeln.

Die Polizeigewerkschaften in NRW begrüßten die Entwicklung. Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus, betonte zudem, dass die Polizei zur Bewältigung ihrer Aufgaben mehr Personal und eine bessere technische Ausstattung brauche. "Wir benötigen mehr operative Kräfte, sowohl in zivil als auch in Uniform. Kriminalität muss wieder vor Ort bekämpft werden, wo sie passiert, und nicht nur verwaltet werden."

Positiv bewertete die Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor allem den Rückgang der Delikte bei Einbrüchen und Taschendiebstählen. "Dass wir heute in NRW 20.000 Wohnungseinbrüche weniger haben als noch vor zwei Jahren, zeigt, dass die veränderte Einsatzstrategie der Polizei, die personelle Aufstockung der Ermittlungskommissariate und die Durchführung von Schwerpunktkontrollen bei der Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen aufgegangen sind", sagte der GdP-Landesvorsitzende Arnold Plickert.