Das Bauhaus-Jubiläum hat der Klassik Stiftung Weimar im vergangenen Jahr fast eine Verdoppelung der Besucherzahlen beschert. Insgesamt zählten 2019 die 25 Einrichtungen der Stiftung 1.018.000 Besucher. Im Vorjahr waren es noch 573.000. Allein das im April eröffnete neue Bauhausmuseum habe bis zum Jahresende 268.000 Interessierte angezogen, sagte Präsidentin Ulrike Lorenz am 19. Februar auf der Jahrespressekonferenz der Stiftung in Weimar. Das wiedereröffnete Museum Neues Weimar zählte fast 83.000, das im Mai 2019 eröffnete Haus am Horn fast 49.000 Besucher.

Das habe sich auch positiv auf die Einnahmen ausgewirkt, sagte Lorenz. Die Eintrittsgelder hätten von 2,28 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 4,95 Millionen Euro im vergangenen Jahr zugelegt. Das entspreche einem Plus von 117 Prozent. In ihrem Haushalt rechnet die Stiftung auch 2020 mit ähnlichen hohen Zahlen. Es wird mit Einnahmen aus Eintrittsgeldern in Höhe von 4,3 Millionen Euro geplant.

Hauptgeldgeber der Stiftung bleiben den Angaben zufolge das Land Thüringen und der Bund, die 2020 jeweils 12,6 Millionen Euro überweisen. Dazu kommen zwei Millionen Euro von der Stadt Weimar sowie 19,7 Millionen Euro für Baumaßnahmen und Investitionen. Sorge bereitet der Präsidentin die ungewisse Regierungsfindung in Erfurt. 50 Millionen Euro, die der Bund im vergangenen Herbst für die Sanierung des Weimarer Stadtschloss zusagte, könnten nur fließen, wenn der Landtag die Komplementärmittel dafür freigibt, erklärte Lorenz.

Die Präsidentin will bei der strategischen Neuausrichtung der Stiftung weiter aufs Tempo drücken. Profil und Arbeit der Stiftung soll künftig durch die beiden Themenkomplexe Weimarer Klassik um 1800 und die Moderne um und nach 1900 bestimmt werden. Es gehe um eine Öffnung hin zu den Fragen, "die uns heute umtreiben", sagte Lorenz, die im August 2019 das Amt übernommen hatte. Antworten seien "in unseren großen Erbschaften" zu finden.

Unter ihrer Leitung werde sich die Klassik Stiftung als "Einheit der Vielfalt" mehr als in ihrer bisherigen Geschichte auf Öffnung, Transparenz und Beweglichkeit hin orientieren, kündigte Lorenz an. Im Zentrum stehe nicht mehr allein die Kultur der Erinnerung an den "Mythos Weimar", sondern die Arbeit an der Demokratie- und Diskursfähigkeit der Gesellschaft. "Wir wollen Orientierung in schwierigen Zeiten bieten", versprach die Präsidentin. Weimar sei ein Ort für alle Fragen, sagte sie mit Verweis auf Worte des Buchenwald-Überlebenden, Lyrikers und politischen Aktivisten Stéphane Hessel (1917-2013).

Zu den geplanten Höhepunkten 2020 zählte Lorenz die Auseinandersetzung mit Friedrich Nietzsche (1844-1900), dessen 120. Todestag sich jährt. Unter dem Motto "Nietzsche Superstar. Ein Parcours der Moderne" bereite die Stiftung unter anderem für den 28. März die Eröffnung einer neuen Dauerausstellung im Nietzsche-Archiv vor. Von August an zeigt das Schiller-Museum die Ausstellung "Deutsche Romantik - Farbe und Linie von Caspar David Friedrich bis Moritz von Schwind". Das ganze Jahr über laden die Weimarer Kontroversen zu Vorträgen und Debatten unter dem Motto "Macht der Sprache" ein.