Seerosen im Wassergarten des Künstlers in Giverny, der träumerische Blick auf venezianische Paläste, Landschaften am Mittelmeer, Stadtansichten von Paris und London: Der Impressionist Claude Monet (1840-1926) war zeitlebens von Landschaften und Orten fasziniert, die er im wechselnden Licht der Tages- und Jahreszeiten auf die Leinwand bannte. Das Potsdamer Barberini-Museum widmet ihm nun eine Retrospektive mit mehr als 100 Werken. Am Freitagabend wird sie eröffnet.

Die Ansicht der Steilküste im Nordosten Frankreichs mit dem Felsentor bei Étretat gehört zu den Höhepunkten der Ausstellung "Monet. Orte". Viele Male hat der Impressionist dieses Motiv gemalt, die in Potsdam gezeigte Version stammt aus der Privatsammlung des Kunstmäzens und Museumsgründers Hasso Plattner.

Die Bilder aus seinem Besitz waren der Ausgangspunkt für die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Denver Art Museum entstand. Auch eine Ikone des Impressionismus, der "Getreideschober" von 1890 aus einer Serie von 25 Bildern, wird dort gezeigt. 2019 wurde das Kunstwerk als teuerstes Monet-Gemälde versteigert. Nun enthüllte Plattner, er habe das Bild für seine Stiftung gekauft, damit es nicht nach China geht.

Neben Werken aus Plattners Sammlung werden auch Leihgaben gezeigt. "Es ist mit mehr als 110 Werken die bislang umfangreichste Retrospektive Monets in einem deutschen Museum", betont Barberini-Direktorin Ortrud Westheider. Die Ausstellung spürt auf allen drei Etagen des Hauses der Entwicklung des Malers bis zu seinen späten Seerosenbildern nach.

Für Claude Monet war das Malen unter freiem Himmel entscheidend für die Entwicklung seiner Bildkunst. Immer wieder widmete er sich einem Ort und einem Motiv, das ihn besonders faszinierte. Die Flusslandschaft entlang der Seine gehört dazu. Monet hielt sie zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten fest, um wechselnde Stimmungen und das Spiel von Farbe und Licht zu erfassen. Monet sei es nicht vorrangig um das Motiv, sondern um die Atmosphäre gegangen, erklärt Kurator Daniel Zamani.

Der Rundgang beginnt mit Monets künstlerischen Anfängen in der Landschaftsmalerei. Im Wald von Fontainebleau bei Paris und in der Normandie fand er seine ersten Motive. Es folgen Stadtansichten von Paris, in denen er den Stadtumbau mit breiten Boulevards und die Dynamik der Großstadt mit der Entwicklung der Eisenbahn ins Bild setzt.

Ab 1871 verlegt Monet seinen Wohnsitz aufs Land. An der Seine malt er skizzenhaft, mit frischen leuchtenden Farben Spaziergänger in der Landschaft. Ein eigenes Kapitel widmet die Ausstellung Monets Winterbildern an dem Fluss.

Die Wasseroberfläche mit ihren Spiegelungen ist in allen Bildern Monets ein zentrales Element. "Als er London oder Venedig um 1900 malt, malt er die Orte nicht wie moderne Großstädte, sondern letzten Endes wie von Licht umspielte Wasserlandschaften", so Kurator Daniel Zamani. In London liegt ein farbiger Nebelschleier über den Ansichten am Wasser, in Venedig nimmt er den Betrachter mit auf den Canale Grande, von dem er das Farbenspiel von Licht und Wasser vor den Fassaden der venezianischen Palazzi inszeniert.

Wie in einem Film reiht die Ausstellung mehrere Variationen aneinander, die Monet an der Atlantikküste in Étretat malte. Der Schlusspunkt wird mit Monets Wassergarten von Giverny gesetzt: Hier hatte der Künstler seit 1883 bis zu seinem Tod 1926 Arbeitsort und Heimat. Die berühmten Serien der Seerosenbilder, die er dort bis ins späte Alter in immer neuen Variationen malte, gehören zu den Ikonen des Impressionismus.

Zur Eröffnung der Ausstellung kündigte Museumsgründer Hasso Plattner zugleich eine neue Sensation an: im Herbst wird er seine 34 Monet-Bilder sowie die gesamte Sammlung impressionistischer und postimpressionistischer Kunst dem Barberini als Dauerleihgabe überlassen. Die Sammlung sei so großartig, dass sie öffentlich gezeigt werden müsse, so der Mäzen selbstbewusst. Das Potsdamer Museum wird damit über den größten Bestand französischer Kunst dieser Epoche außerhalb von Frankreich verfügen.