Brandenburgs Aufnahmeprogramm für Überlebende des IS-Völkermordes an den Jesiden steht kurz vor dem Abschluss. Von den 72 besonders schutzbedürftigen Angehörigen der religiösen Minderheit, die aufgenommen werden sollen, seien inzwischen 32 in einer Gemeinschaftsunterkunft im Land untergebracht, sagte Staatskanzleichef Martin Gorholt (SPD) am 18. Oktober in Potsdam. Weitere 26 Menschen hätten ihre Einreisevisa bereits, bei 14 weiteren Jesidinnen und Jesiden laufe das Visaverfahren noch.

Insgesamt sollen 28 Frauen, 34 Kinder und Jugendliche sowie zehn Ehemänner und Brüder der Frauen aufgenommen werden, sagte Gorholt. Die Menschen hätten seit dem IS-Überfall auf die Jesiden im Irak 2014 sehr gelitten und seien vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR ausgewählt worden. Zwei der Frauen seien erst Ende 2018 aus der IS-Gefangenschaft geflohen oder freigekommen.

Bei dem Überfall auf die Jesiden ermordete der IS zahlreiche Männer, viele Frauen wurden vergewaltigt und teils jahrelang versklavt. Rund 350.000 Jesiden flüchteten in die kurdische Region im Nordirak. Die Täter müssten vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag angeklagt werden, forderte die Vorsitzende des Hilfsvereins Hawar, die Fernsehjournalistin Düzen Tekkal.

Die Aufnahme der Jesiden in Brandenburg wurde bereits seit 2016 geplant. Die Verhandlungen mit dem Bund hätten sich jedoch bis zum Januar 2019 hingezogen, sagte Gorholt. Die aufwendigen Visaverfahren liefen seit Mai. Das Land stellt in diesem Jahr 500.000 Euro für das Programm zur Verfügung, weitere rund 500.000 Euro gehen an ein Hilfsprojekt vor Ort.