Vertreter aus Politik und Forschung haben den mit 82 Jahren gestorbenen Raumfahrtpionier Sigmund Jähn als herausragende Persönlichkeit und Brückenbauer zwischen Ost und West gewürdigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb an Jähns Witwe: "Mit Sigmund Jähn verlieren wir einen wundervollen Menschen und eine herausragende Persönlichkeit in der Geschichte der Raumfahrt."

Zum "Helden wider Willen" bestimmt, habe Jähn der Ruhm nicht daran gehindert, sich treu zu bleiben. "Wer ihm je begegnete, dem bleiben seine Hilfsbereitschaft und seine liebenswürdige Bescheidenheit in Erinnerung", schrieb Steinmeier. Er habe vielen Menschen das Gefühl gegeben, zum ersten Mal sei "einer von uns" ins All geflogen. Als Wissenschaftler und als Raumfahrt-Botschafter habe er einen bedeutenden Beitrag für die Zukunft der Erde und der auf ihr lebenden Menschen geleistet.

Jähn war am 26. August 1978 als erster Deutscher an Bord einer russischen Sojusrakete mit dem sowjetischen Kosmonauten Waleri Bykowski in den Weltraum gestartet. Seine Reise dauerte sieben Tage, 20 Stunden und 49 Minuten. In dieser Zeit umrundete er 125 Mal die Erde. Er war damit der 90. Mensch im All. Nach der Wiedervereinigung beriet er unter anderem die European Space Agency ESA im russischen Raumfahrtzentrum, dem Sternenstädtchen nördlich von Moskau. Zuletzt lebte der gebürtige Sachse im brandenburgischen Strausberg bei Berlin.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) betonte, Jähns historische Leistung habe junge Menschen beflügelt, "selbst nach den Sternen zu greifen und auch von scheinbar Unmöglichem zu träumen". "Er wurde bei den Menschen in der DDR zum Volkshelden, weil er ein Mensch, einer von uns, geblieben ist", erklärte Woidke. Dabei habe er nie die Bodenhaftung verloren. "Er wurde bei den Menschen in der DDR zum Volkshelden, weil er ein Mensch, einer von uns, geblieben ist".

Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer bezeichnete Jähn als "echten Pionier der Raumfahrt", der in Ost und West Vorbild für all jene gewesen sei, die vom Weltraum träumten. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, Jähn sei ein Pionier gewesen, der ein großes Risiko auf sich genommen und der Menschheit neue Dimensionen mit erschlossen haben. Berlins Parlamentspräsident Ralf Wieland (SPD) sprach von einem Jahrhundertereignis für viele Menschen auf beiden Seiten der Mauer.

Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) erklärte, mit seiner bescheidenen, bodenständigen Art und seinem Raumflug sei Sigmund Jähn "eine Identifikationsfigur für viele Ostdeutsche" gewesen. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ in Potsdam, Reinhard Hüttl, sagte, Jähn habe sich schon zu DDR-Zeiten für eine Zusammenarbeit zwischen Astronauten und Kosmonauten eingesetzt und dieses Engagement nach der Wiedervereinigung fortgeführt.