Grabungen im Steinbruch des Konzentrationslagers Buchenwald sollen ab 30. September neue Hinweise auf mögliche Stollen und Hohlräume im Kalkstein des Ettersbergs erbringen. Das kündigten der MDR, das Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) und die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am 24. September in Weimar an.

Ziel sei es, den seit der Befreiung des Lagers durch US-Truppen im April 1945 nie verstummten Gerüchten nach weiteren unterirdischen Anlagen zumindest oberflächlich auf den Grund zu gehen, sagte der Direktor des MDR Landesfunkhauses Thüringen, Boris Lochthofen. Das geschehe unter strengster Kontrolle durch sein Amt, versicherte der Präsident des Denkmalpflegeamtes, Sven Ostritz.

Die Gedenkstätte Buchenwald hoffe, entweder neue Hinweise auf die Geschichte des KZ zu bekommen oder die anhaltenden Spekulationen nachhaltig dämpfen zu können, fügte Gedenkstätten-Vize Philipp Neumann-Thein hinzu. Seit den 1990er Jahren machten Raubgräber den Historikern und Denkmalschützern immer wieder zu schaffen. Da sei es besser, mit seriösen Partnern den Hinweisen und frischen Indizien auf weitere Hohlräume im Stein nachzugehen.

Die Zustimmung zum Einsatz eines Baggers sei der Gedenkstätte dennoch nicht leicht gefallen. "Wenn es eine Hölle in Buchenwald gab, dann war es der Steinbruch", sagte Neumann-Thein. Erinnerungen von Häftlingen bezeugten, dass kein Tag vergangen sei, ohne das Menschen bei der furchtbaren Arbeit starben oder von den SS-Wachleuten umgebracht wurden.

Anstoß zu den Grabungen gaben Recherchen des MDR. Danach sind auf einer Luftaufnahme vom Februar 1945 im Steinbruch Hinweise darauf zu erkennen, dass es zu den zwei bekannten Stollen weitere Arbeiten für Hohlräume gegeben haben könnte. In den beiden Ende April 1945 von der US-Armee geöffneten Stollen war NS-Raubgut, die Rede ist von Tonnen an Gold und Silber auch aus Auschwitz, entdeckt und anschließend über Frankfurt am Main in die USA und nach England gebracht worden. Zudem existiert eine ominöse Skizze möglicherweise von 1946, die sechs weitere Stollen oder Bunker vermerkt.

Ob sich tatsächlich weiteres Raubgut im Berg befindet, ist ungewiss. Möglich wäre den Angaben nach auch, dass sich in den Stollen Akten des SS-Führungshauptamtes befinden, das von Berlin nach Buchenwald umgezogen war. Dem gehen Mitarbeiter des MDR seit über zwei Jahren nach.

Den Sender treibe allein seine publizistische Pflicht, erklärte Lochthofen. Es ginge darum, "den Deckel der Kiste ein wenig anzuheben". Sollten tatsächlich Eingänge zu unterirdischen Anlagen entdeckt werden, seien die Journalisten raus, dann würden die Experten übernehmen, sagte er. Unabhängig vom Erfolg der Grabungen entstehen nach seinen Angaben drei längere Filme für das Programm von arte und den MDR. Schon jetzt ist ein mehrteiliger Podcast zu den Recherchen auf MDR Kultur zu hören.

Das KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar wurde 1937 errichtet. Bis zu seiner Befreiung am 11. April 1945 waren in dem Konzentrationslager fast 280.000 Menschen inhaftiert. Die SS zwang die Häftlinge zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie. Mehr als 56.000 Menschen kamen in dem Lager um.