Das Grips-Theater am Hansaplatz feiert in diesem Jahr sein 50. Gründungsjubiläum mit Gästen aus aller Welt. Unter dem Motto "On the Child's Side" (Auf der Seite des Kindes) seien zahlreiche Veranstaltungen geplant, sagte der künstlerische Leiter des Hauses, Philipp Harpain, bei der Vorstellung des Programmes am Freitag in Berlin. Das 1969 gegründete Theater am Hansaplatz war eines der ersten, das aktuelle und sozialkritische Stücke für Kinder in Deutschland zeigte. Im Jubiläumsjahr plane das Theater nun einen Ausbau und eine Renovierung, wie Harpain ankündigte. "Kinder brauchen mehr Theater als Erwachsene", betonte er.

Zur Eröffnung der Jubiläums-Festwochen am 6. Juni soll "Die Lücke im Bauzaun" von Mehdi Moradpour und Vassilis Koukalani uraufgeführt werden. "Die Lücke im Bauzaun" basiert auf einem der ersten Grips-Theaterstücke "Balle, Malle, Hupe und Artur", das vom Theatergründer und langjährigen Leiter Volker Ludwig geschrieben wurde.

Die Stücke aus dem Grips-Theater funktionierten nicht nur in der deutschen Hauptstadt, sagte Koukalani am 22. Februar. "Obwohl sie berlinspezifisch scheinen, sind sie allgemeingültig für Kinder weltweit", betonte der in Athen lebende Autor mit griechisch-iranischen Wurzeln. Die Aufführungen seien stets Statements zu verschiedenen aktuellen sozialen und politischen Fragen.

Das Theater ist bekannt dafür, öffentliche politische Diskussionen zu entfachen: Grips-Gründer Ludwig erinnert sich in einer Chronik über die Geschichte des Theaters an eine Zeit, in der das Grips in CDU-regierten Stadtbezirken nicht spielen durfte. Den Betreibern sei zudem "kommunistische Indoktrination" vorgeworfen worden. In Griechenland war das Grips-Stück "Mugnog-Kinder" derweil in den 70er Jahren laut Leiter Harpain eines der wichtigsten Stücke für den Widerstand gegen die Militärdiktatur.

Das Theater erlangte aber auch außerhalb Europas Bekanntheit, wie Harpain betonte: In Indien wurde beispielweise in den 80er Jahren die Theaterinitiative "Grips Movement in India" angestoßen, in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul gab es mehr als 4.000 Vorstellungen der musikalischen Revue "Linie 1" - dem bislang erfolgreichsten Stück des "Grips". Beide Länder seien auch bei den Jubiläums-Feiern vertreten, hieß es.

Obwohl das "Grips" schon 50 Jahre alt ist, bemüht es sich laut Harpain stets aktuelle Stücke zu spielen. Auf der Arena-artigen Bühne geht es um Cybermobbing, Inklusion, Leistungsdruck in Schulen, Zwangsverheiratung und schwule Muslime - "Dinge, die Kinder und Jugendliche bewegen", unterstrich er. Bei der Themenfindung spreche sich das Theater mit dem hauseigenen Kinderbeirat, Schulen und Experten ab.

Der Einsatz für Kinder gehe beim "Grips" über die Bühne hinaus, sagte Harpain. Daher soll es im Jubiläumsjahr neben den Vorstellungen und einer Fest-Gala auch ein viertägiges Fachsymposium geben, das sich mit Kinderrechten auseinandersetzen wird. Obwohl Kinder nicht mehr wie zur Gründungszeit des Theaters zur "entrechteten Klasse" gehörten, gebe es in diesem Bereich noch viel Verbesserungsbedarf. Unter anderem setze sich das Theater dafür ein, dass Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden.

Das Grips-Theater spielt seit seinem Umzug vor nunmehr 45 Jahren in einem ehemaligen Kino am Hansaplatz. Das Gebäude zwischen Hochhäusern im Stil der Nachkriegsmoderne ist nicht mehr ganz neu, die Räume für das Ensemble laut Harpain zu eng. Für die Finanzierung einer Renovierung und einer Erweiterung plant das Theater nun, eine Stiftung zu gründen. "Wir wollen weiterhin in der Lage sein, Theater auf dem hohen Niveau zu machen", betonte Harpain.