Die sich zuspitzende Krise in Venezuela führt auch in Deutschland zu steigenden Flüchtlingszuzügen aus dem südamerikanischen Land. In Sachsen, das für die Bearbeitung venezolanischer Asylfälle zuständig ist, kamen im vergangenen Jahr 393 Flüchtlinge aus dem Land an, wie das Landesinnenministerium in Dresden dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage mitteilte. 2017 waren es demnach noch 184 Flüchtlinge gewesen, im Jahr davor 77. Ende Januar 2019 befanden sich insgesamt 395 Venezolaner in Sachsen in kommunaler Unterbringung, wie es weiter hieß.

Wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg auf epd-Anfrage mitteilte, hat sich die Zahl der von Venezolanern in Deutschland gestellten Asylanträge innerhalb eines Jahres auf 407 Stück im Jahr 2018 fast verdoppelt. Vor zwei Jahren waren demnach noch 206 Anträge gestellt worden. 2016 seien es 88 gewesen.

Mehr als 90 Prozent der Anträge aus dem vergangenen Jahr gingen den Angaben zufolge in den sächsischen Außenstellen des Bamf in Dresden und Leipzig ein. Dort wurden 2018 insgesamt 265 Asylentscheidungen getroffen. Die übrigen Anträge wurden in mehreren anderen Bundesländern gestellt oder bearbeitet.

Laut Sachsens Innenministerium wurden im vergangenen Jahr 17 venezolanische Antragsteller als Asylberechtigte nach Grundgesetzartikel 16a anerkannt. 46 Personen erhielten eine Anerkennung als Flüchtlinge gemäß Paragraf 3 des Asylgesetzes, vier Venezolanern wurde subsidiärer Schutz zugestanden. Hinzu kamen 20 Abschiebeverbote. 167 Anträge wurden abgelehnt, in elf Fällen wurden die Verfahren anderweitig erledigt. Deutschlandweit lag die Schutzquote für venezolanische Asylbewerber 2018 laut Bundesamt bei 31,4 Prozent.

In Venezuela tobt ein Machtkampf zwischen Regierung und Opposition. Schon seit Jahren herrscht eine massive Wirtschaftskrise, es fehlt an Grundnahrungsmitteln und Medikamenten. Von etwa 30 Millionen Einwohnern drohen nach Angaben der Opposition bis zu 300.000 zu verhungern. Der sozialistische Präsident Nicolás Maduro verweigert die Einfuhr internationaler Hilfslieferungen. In der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta lagern laut Opposition tonnenweise Hilfsgüter mit Lebensmitteln und Medikamenten.

Parlamentspräsident Juan Guaidó hatte sich im politischen Machtkampf mit Maduro am 23. Januar 2019 zum Übergangsstaatschef ausgerufen. Inzwischen haben ihn mehr als 40 Länder als legitimen Interimsstaatschef anerkannt, darunter Kanada, viele lateinamerikanische Länder sowie zahlreiche EU-Staaten wie Deutschland, Frankreich und Spanien.