Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, will die Nachwendezeit neu aufarbeiten. 1989 bis 1991 seien im Osten Deutschlands und Europas viele Verletzungen, Risse und Brüche in der Gesellschaft entstanden, die bisher zu wenig öffentlich reflektiert wurden, sagte Krüger dem Sender MDR Kultur am 22. Februar in Halle. Er sei deshalb froh über den Schwerpunkt "The Years of Change" auf der Leipziger Buchmesse. Krüger sagte, die Diskussion über diese Zeit habe bisher oftmals "unter Ausschluss der Öffentlichkeit" stattgefunden, nur "in bestimmten Zirkeln, auch universitären Kontexten".

Für ihn gehe es bei dem Programmschwerpunkt um eine Neuvermessung der Jahre des Wandels nach 1989. Laut Krüger muss diese "Zeit der Transformation" stärker in den Blick genommen werden: "Wir müssen die Auswirkungen des Wandels reflektieren und miteinander erörtern. Denn vieles, was heute in den Gesellschaften der Fall ist, hat seine Ursachen in der Zeit nach 1989."

Für ihn sei "The Years of Change" eine Möglichkeit, große politische, auch gesellschaftspolitische Debatten in diesem Kontext aufzurufen, sagte Krüger weiter. "Wir versprechen uns Anstöße für die öffentliche Diskussion." Der Schwerpunkt "The Years of Change 1989 bis 1991. Mittel-, Ost- und Südosteuropa 30 Jahre danach" auf der Leipziger Buchmesse ist auf drei Jahre angelegt. Auftakt ist am 21. März, dem ersten Messetag 2019. Das Projekt ist eine Kooperation der Messe mit der Bundeszentrale für politische Bildung.

Viele demokratische Errungenschaften von 1989 bis 1991 seien heute oftmals zur Fassade geworden, betonte der Chef der Bundeszentrale. "Das zu reflektieren, dem auf den Grund zu gehen und zu überlegen, wie demokratische Potentiale in den Gesellschaften gestärkt werden können, das soll Gegenstand sein", sagte Krüger.