Ehemalige DDR-Vertragsarbeiter aus Mosambik beklagen 30 Jahre nach dem Ende der DDR noch immer fehlende Anerkennung und ausstehende Gelder. Auf einer am 22. Februar eröffneten Tagung des Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Magdeburg soll die Situation der "Madgermanes", wie sie in Bezug auf den Begriff "Made in Germany" in Mosambik genannt werden, in den Blick genommen und die Probleme aufgearbeitet werden. Die in Zusammenarbeit mit der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur organisierte Konferenz geht bis zum Sonntag.

Seit den 70er Jahren kamen den Angaben zufolge Tausende Mosambikaner in die DDR, um als Vertragsarbeiter in den Betrieben zu arbeiten. Bis heute beklagten sie fehlende Rentenansprüche und Lohnanteile. Viele, die nach der Wende nach Mosambik zurückkehrten, lebten heute in Armut, hieß es. Sie kämpften um die Auszahlung von Löhnen und Sozialleistungen, die ihnen vorenthalten wurden. In der Hauptstadt Maputa demonstrieren die "Madgermanes" den Angaben zufolge immer noch regelmäßig. Systematisch seien den Mosambikanern in der DDR Transferleistungen vom Nettolohn abgezogen worden. Das Geld habe zur Tilgung von DDR-Krediten gegenüber Mosambik gedient, wovon die Arbeiter allerdings nichts wussten. Zur Finanzierung mosambikanischer Staatsschulden seien von den Löhnen der Vertragsarbeiter zunächst 25 Prozent, später 60 Prozent jenes Lohnanteils, der über 350 Mark der DDR lag, einbehalten worden, erklärte Hans-Joachim Döring vom Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der EKM.

In Mosambik existierten die versprochenen Konten mit dem Geld nicht mehr, erworbene Rentenanteile wurden nicht angerechnet, hieß es weiter. Die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Birgit Neumann-Becker, sagte am Freitag in Magdeburg, die Rolle der Vertragsarbeiter in der DDR müsse weiter aufgearbeitet werden und es müssten Lösungen für die Probleme gefunden werden. Zudem seien den damals jungen Menschen versprochene Lebenschancen vorenthalten worden. Statt des versprochenen Studiums dienten sie als Arbeiter und damit als Lückenfüller für den Arbeitskräftemangel.

Döring verwies auf vorenthaltene Rechte und unklare Verträge aus dem Jahr 1979 und gebrochene Biografien. Mit der Tagung sollte Transparenz hergestellt werden und Vorschläge erarbeitet werden. Döring wünschte sich, dass die deutsche Regierung auf Mosambik zugehe und dass ein Runder Tisch eingerichtet werde. Eingeladen wurde zur Konferenz unter anderen der Afrikabeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke.

Döring sagte, bei den ehemaligen Vertragsarbeitern handele es sich auch um Opfer des Ost-West-Konflikts. Die betroffenen Mosambikaner fühlten sich zudem von beiden Regierungen betrogen, von Deutschland und von Mosambik. Aus Mosambik kamen besonders viele Vertragsarbeiter in die DDR. Ihre Situation sei besonders drastisch. Bei Vertragsarbeitern aus anderen Ländern, beispielsweise aus Vietnam, sei die Lage anders gewesen.

Insgesamt reisten den Angaben zufolge 22.400 Mosambikaner zur Arbeit in die DDR. Etwa 70 Prozent der mosambikanischen Arbeiter wurden in der Schwerindustrie und im Maschinenbau eingesetzt, beispielsweise in der VEB Feilenfabrik Sangerhausen, der VEB IFA Motorenwerke Nordhausen oder im Fleischkombinat in Halle. Nach der Wiedervereinigung erhielten etwa 2.000 Mosambikaner ein Bleiberecht.