Die US-amerikanische Obermayer-Stiftung hat am 21. Januar in Berlin sechs deutsche Heimatforscher und Initiativen für ihr Engagement zur Bewahrung jüdischer Geschichte ausgezeichnet. Die Preisträger des Deutsch-Jüdischen Geschichtspreises 2019 kommen aus Berlin, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Hessen. Die mit jeweils 1.000 Euro dotierten Auszeichnungen wurden am Abend im Berliner Abgeordnetenhaus von Parlamentspräsident Ralf Wieland (SPD) überreicht.

Judith Obermayer, Präsidentin der Obermayer Foundation, erklärte vorab, die Preisträger erinnerten mit ihren Beiträgen an die wichtige Rolle von Juden für die Entwicklung der deutschen Kultur und ließen diese "für zukünftige Generationen lebendig werden". Zugleich setzten die Preisträger "ein dringend nötiges Zeichen gegen die wachsende Gefahr von Intoleranz und Rassismus".

Geehrt wurden Hilde Schramm und die 1994 gegründete Berliner Stiftung Zurückgeben, Egon Krüger aus Mecklenburg-Vorpommern, Gabriele Hannah sowie Hans-Dieter und Martina Graf aus Rheinland-Pfalz, Michael Imhof aus Hessen, sowie Elisabeth Böhrer und Benigna Schoenhagen aus Bayern.

Die von Schramm mitgegründete Stiftung fördert in Deutschland lebende jüdische Frauen in Kunst und Wissenschaft. Das Grundkapital stammte den Angaben zufolge aus dem Verkauf dreier Gemälde, die Schramm als Tochter von Hitlers Chefarchitekten und Rüstungsminister Albert Speer geerbt hatte. Dabei vermutete sie, dass es sich um NS-Raubkunst handele, hieß es.

Der pensionierte Lehrer Egon Krüger hat sich den Angaben zufolge über mehrere Jahrzehnte der Dokumentation des Lebens ehemaliger jüdischer Bürger in Pasewalk gewidmet. Dazu hat er unter anderem zwei Bücher verfasst, Vorträge gehalten und Führungen durch das jüdische Pasewalk angeboten.

Gabriele Hannah sowie Hans-Dieter und Martina Graf sei es gelungen, als Autoren des Buches "Die Juden vom Altrhein" (2018) die jüdische Geschichte ihrer Region wieder lebendig werden zu lassen. Außerdem haben sie zahlreiche Artikel und Monografien sowie ein Kinderbuch verfasst. Aktuell engagierten sich die Preisträger für den Erhalt der Synagoge von Eich, die 1891 erbaut wurde.

Der pensionierte Lehrer Michael Imhof wurde unter anderem für seine Führungen durch das jüdische Fulda, Workshops in Schulen und ein erfolgreiches Schulaustauschprogramm zwischen Fulda und Städten in Israel ausgezeichnet. Elisabeth Böhrer aus Unterfranken erhält den Preis für ihre Archivrecherchen und ihr Engagement für die Nachfahren von aus ihrer Region stammenden Juden. Sie habe damit das Gedenken an die einst florierenden jüdischen Gemeinden unter anderem von Schweinfurt und Bad Kissingen bewahrt.

Außerdem wurde Benigna Schoenhagen ausgezeichnet. Als Direktorin des Jüdischen Kulturmuseums Augsburg-Schwaben hat sie unter anderem 2001 eine Dauerausstellung zur Geschichte der Juden von Augsburg vom frühen 13. Jahrhundert bis heute initiiert.

Die "German Jewish History Awards" werden seit 2000 verliehen. Auslöser für die Auslobung des Geschichtspreises waren Ahnenforschungen des 2016 gestorbenen Stifters, Arthur Obermayer. Seine Großeltern stammten aus Süddeutschland.