Zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit des Kongo 1960 ist ein Machtwechsel friedlich abgelaufen: Der neue Präsident Félix Tshisekedi hat am 24. Januar in der Hauptstadt Kinshasa den Amtseid abgelegt. Der Oppositionspolitiker löst Joseph Kabila ab, der der die Regierung 2001 nach der Ermordung seines Vaters Laurent Kabila übernahm und das Land zunehmend autoritär regierte. Tausende von Tshisekedis Anhängern feierten die Amtseinführung, doch Teile der Opposition wollen das Ergebnis nicht anerkennen.

Kabila überreichte während der Zeremonie das Staatswappen und die Flagge als Symbole der Macht an seinen Nachfolger. Nach dem Umbinden der Schärpe umarmten sich die Rivalen und Tshisekedi erhob seine Hand kurz zu einem Victory-Zeichen. Für den 55-Jährigen ist dies ein besonderer Sieg: Sein Vater Étienne Tshisekedi litt als Oppositionsführer jahrelang unter dem Repressionssystem Kabilas. 2011 trat er gegen Kabila an, unterlag jedoch in einer von Manipulationsvorwürfen geprägten Wahl. Er starb 2017.

Jahrelanger Streit

Nun ist Félix Tshisekedi Präsident des riesigen zentralafrikanischen Landes. In seiner ersten Rede im Amt äußerte er seine Anerkennung für den Vater und dessen jahrelangem Einsatz für die Demokratie. Die Menge jubelte. Der Kongo stehe vor einer neuen Ära, sagte Tshisekedi weiter. Das Land werde unter seiner Führung nicht von Spaltung und Hass gekennzeichnet sein.

Die Amtseinführung bedeutet das vorläufige Ende eines jahrelangen Streits um das höchste Staatsamt. Kabilas Amtszeit lief offiziell bereits Ende 2016 ab. Da er laut Verfassung nicht erneut antreten durfte, verschleppte er die Wahl immer wieder. Schließlich fand die Abstimmung am 30. Dezember statt, und Kabila schickte seinen Vertrauten und früheren Innenminister Ramazani Shadary ins Rennen, der jedoch abgeschlagen auf den dritten Platz kam. Proteste ließ Kabila mit Gewalt niederschlagen.

Die Wahlkommission erklärte den Oppositionspolitiker Tshisekedi mit 38,5 Prozent der Stimmen zum Sieger, obwohl es starke Zweifel am Verlauf der Abstimmung und dem Ergebnis gab. Unter anderem äußerten die Afrikanische Union und die katholische Kirche Bedenken gegen das offizielle Ergebnis. Der demnach zweitplatzierte Kandidat eines anderen Oppositionsbündnis, Martin Fayulu, lehnte das Resultat ebenfalls ab und klagte erfolglos vor dem Verfassungsgericht. Am Wochenende erklärte er sich selbst zum rechtmäßigen Präsidenten. Fayulu wirft Tshisekedi vor, mit Kabila einen Deal geschlossen zu haben.

Unruhen nach Wahl

Eine wichtige Aufgabe des neuen Präsidenten wird daher sein, die aufgeheizte Stimmung im Land zu beruhigen. Zweifel über die Gültigkeit des Ergebnisses hatten in vielen Städten des Kongo gewaltsame Proteste und Unruhen ausgelöst. Mindestens elf Menschen wurden dabei getötet. Hinzu kommen die große Armut und die weitverbreitete Korruption, die unter der Herrschaft Kabilas selbst für den Kongo gewaltige Ausmaße angenommen hat. Beides waren zentrale Themen in Tshisekedis Wahlkampf.

In mehreren Regionen des Landes herrscht zudem blutige Gewalt, wie im Osten, wo Milizen und die Armee um die Macht und die Kontrolle über die reichen Rohstoffvorkommen kämpfen. Wegen der Unsicherheit und der grassierenden Ebola-Epidemie konnten die Bürger dort nicht an der Wahl des Präsidenten, des Parlaments und der Regionalregierungen teilnehmen. Die Abstimmung soll im März nachgeholt werden. Der Präsident wurde ohne ihre 1,2 Millionen stimmen gewählt.