Am bundesweiten Aktionstag für sexuelle Selbstbestimmung und die Streichung des Werbeverbots für Abtreibungen haben sich in Berlin mehrere hundert Menschen beteiligt. An der Kundgebung gegen den Paragrafen 219a des Strafgesetzbuchs hätten am 26. Januar rund 700 Menschen teilgenommen, hieß es im Anschluss an die Demonstration am Samstag bei den Veranstaltern vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung. Nach Polizeiangaben waren 500 Teilnehmer angekündigt.

Zu dem bundesweiten Aktionstag unter dem Titel "Jetzt erst recht! Körperliche und sexuelle Selbstbestimmung sind nicht verhandelbar" war zu Kundgebungen in mehr als 30 Städten aufgerufen worden. Das im Dezember 2018 nach einem Jahr Verhandlungen präsentierte Eckpunktepapier der Bundesregierung zur "Verbesserung der Information und Versorgung in Schwangerschaftskonflikten" trage zur zusätzlichen Stigmatisierung und Tabuisierung bei, kritisierte das Bündnis.

Das Papier gebe die Stimmen christlicher Fundamentalisten und radikaler Lebensschützer wieder und greife auch das angebliche "Post-Abortion-Syndrome" als Argument auf, das mehrfach wissenschaftlich widerlegt worden sei, betonte das Bündnis. Frauen berichteten häufig in Beratungen, dass sie die Zeit nach einem Abbruch als sehr belastend erleben, weil das gesellschaftliche Klima sie stigmatisiere und kriminalisiere, betonte die Psychologin Konstanze Haase vom Familienplanungszentrum Balance. Dies sei jedoch nicht mit dem sogenannten "Post-Abortion-Syndrome" gleichzusetzen, wie von den Abtreibungsgegnern oft propagiert werde.

Das Papier der Bundesregierung gehe an den tatsächlichen Bedürfnissen betroffener Frauen und an der realen Informations- und Versorgungslücke vorbei, hieß es weiter. Ärzte würden weiterhin von Strafverfolgung bedroht. Statt Frauen zu bevormunden und Ärzte zu illegalisieren, müsse ein Zeichen für die sexuellen und reproduktiven Rechte gesetzt werden.