Dresden (epd). Vertreter sächsischer Kirchgemeinden haben am 26. Januar in Dresden gegen die laufende Strukturreform der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens demonstriert. An den Protesten vor der Dresdner Dreikönigskirche beteiligten sich rund 30 Menschen. Dort tagte die Landessynode zur Wahl des neuen Präsidenten des sächsischen Landeskirchenamtes.
Die Initiative "Zurück auf Los" fordert, die Reform auszusetzen und am "Runden Tisch" mit den Gemeinden zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten. Wie der Sprecher der Gruppe, Friedhelm Zühlke aus Lichtenau im Landkreis Mittelsachsen betonte, seien die Gemeinden bereit mitzuarbeiten, sie wollten sich aber nicht bevormunden lassen.
Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing stellte sich spontan den Fragen der Demonstranten. "Wir können nicht so kleinteilig aufgestellt bleiben wie bisher", verteidigte der Bischof die Strukturreform. Die Landessynode habe das Gesetz dazu nach einem langen Diskussionsprozess beschlossen. Darin seien auch Vorschläge aus den Kirchgemeinden eingeflossen. Das gelte es zu akzeptieren.
"Wir können nicht noch mal bei Null anfangen", sagte Rentzing. Jedoch könne "an der einen oder anderen Stelle über eine Schärfung nachgedacht werden". Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens hatte angesichts sinkender Mitgliederzahlen vor knapp einem Jahr eine weitreichende Strukturreform beschlossen.
Die Demonstranten hatten vor dem Portal der Dreikönigskirche symbolisch eine Mauer aus Pappkartons mit der Aufschrift "Die Kirche braucht den Runden Tisch" aufgebaut. "Wir würden gern reden. Wir brauchen das Gefühl, dass wir erwünscht sind", sagte Zühlke.
Die Initiative befürchtet nach eigenen Angaben den Verlust der individuellen Prägung und Tradition von Kirchgemeinden. Die Reform bedeute "eine Einschränkung der Eigenständigkeit der Ortsgemeinden" und verschiebe Verantwortlichkeiten von der Ortsebene hin zu "anonymen Großregionen", hieß es.
Ein Gesetz zur regionalen Zusammenarbeit schreibt größere Struktur- und Organisationseinheiten in den Regionen vor. Kirchgemeinden sollen spätestens ab 2021 stärker zusammenrücken, Ressourcen bündeln und rechtlich tragfähige neue Zusammenschlüsse bilden. In vielen Regionen ist der Prozess bereits angelaufen.
Die sächsische Landeskirche rechnet in den kommenden 20 Jahren mit einem massiven Mitgliederschwund von derzeit knapp 700.000 Kirchenmitgliedern auf nur noch rund 416.000 Protestanten. In Sachsen gehören rund 75 Prozent der Bevölkerung keiner Kirche an.