Berlin (epd). Der Berliner Propst Christian Stäblein hat sich als erster der drei Kandidaten für die kommende Bischofswahl in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in einem Gottesdienst vorgestellt. Der 51-jährige Theologe rief in dem Gottesdienst am Sonntag in der Berliner Marienkirche zum Engagement gegen Antisemitismus auf. Ein "Aufflammen von Judenfeindschaft" dürfe nicht hingenommen werden, sagte Stäblein. Am 27. Januar wurde weltweit der Holocaust-Gedenktag zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 begangen.
In seiner Predigt plädierte Stäblein für Gottvertrauen, Offenheit und einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft. "Gott ist nicht der Gott einer Identitätsbewegung", sagte Stäblein. Das Gottesverständnis der Kirche stehe nicht für das Verharren in Traditionen und Gewohnheiten, sondern immer auch für einen Aufbruch ins Neue. Dies müsse auch in "Zeiten zunehmender Verrohung" im Bewusstsein bleiben.
Kirche müsse "in der Welt und für die Welt" präsent sein und "mit anderen für andere" handeln, betonte der Theologe. Dazu gehöre auch, politische Positionen zu vertreten, solange sie nicht parteipolitisch sind. Die Kirche müsse zudem nach neuen Orten kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft suchen, die die klassischen Kirchengemeinden ergänzen.
Christian Stäblein stammt aus Niedersachsen und ist seit August 2015 Propst der Landeskirche. Zwei weitere Bischofskandidaten stellen sich in den kommenden Wochen vor, am 10. Februar die Theologin Heidrun Dörken aus Frankfurt am Main und am 24. Februar der Hildesheimer Theologe und Kirchenmusiker Jochen Arnold. An die rund einstündigen Gottesdienste schließen sich jeweils ein etwa 20-minütiger Vortrag der Kandidierenden zum Thema "Erkennbar Kirche sein" sowie Diskussionen an. Gottesdienste und Vorträge sind öffentlich.
Die zehnjährige Amtszeit von Bischof Markus Dröge endet Mitte November. Über die Nachfolge wollen die 114 Mitglieder des Kirchenparlaments bei ihrer Frühjahrstagung Anfang April in Berlin entscheiden. Der Bischof oder die Bischöfin hat zugleich den Vorsitz der Kirchenleitung inne und vertritt die Landeskirche in der Öffentlichkeit und in der Ökumene mit anderen Kirchen. Zu den Aufgaben der leitenden Geistlichen zählt unter anderem, Theologinnen und Theologen für den Pfarrdienst zu ordinieren. Die Landeskirche hat gut 900.000 Mitglieder.
Stäblein wurde 1967 in Bad Pyrmont geboren, ist in Hannover aufgewachsen und hat evangelische Theologie, Judaistik und Philosophie in Göttingen, Berlin und Jerusalem studiert. An der Universität Göttingen wurde er 2002 mit einer Arbeit über "Das jüdische Gegenüber in der evangelischen Predigtlehre nach 1945" promoviert. Nach der Übernahme verschiedener Pfarrstellen war er ab 2008 Studiendirektor des Predigerseminars der Hannoverschen Landeskirche im Kloster Loccum.
Als Propst hat Christian Stäblein die theologische Leitung im Konsistorium der Landeskirche inne, er ist dort zuständig für theologische Grundsatzfragen und leitet die Abteilung "Theologie und Kirchliches Leben". Er wirkt den Angaben zufolge in einer Vielzahl von Gremien in der Landeskirche mit. Der Theologe ist verheiratet und hat vier Kinder.