Eine "inkonsequente Strafverfolgung" wirft die Opferberatung ezra den Ermittlungsbehörden nach dem brutalem Angriff auf zwei Journalisten am 29. April im thüringischen Eichsfeld vor. Obwohl Fotos der Täter und des Tatortes vorlägen und beide Opfer noch am Tag des Angriffs bei der Polizei ausgesagt hätten, seien die Täter weiterhin auf freiem Fuß, kritisierte ezra-Beraterin Theresa Lauß am 3. Mai in Erfurt. Ungeachtet der Attacken mit Messer und Schraubenschlüssel, bei der die Betroffenen erheblich verletzt wurden, habe die Staatsanwaltschaft entgegen der üblichen Praxis keinen Haftbefehl beantragt, hieß es.

Mutmaßliche Neonazis sollen am Sonntag im thüringischen Eichsfeld zwei Fotografen gejagt, attackiert und beraubt haben. Die beiden Journalisten hatten zuvor Foto- und Filmaufnahmen vom Grundstück des Thüringer NPD-Chefs Thorsten Heise gemacht.

Die Opferberatung registriere schon seit Jahren eine Brutalisierung der Angriffe durch Neonazis auf Journalisten. Durch die hohe Gefährdung werde es zunehmend schwieriger, zu Neonazistrukturen und Akteuren zu recherchieren und zu berichten. "Lediglich eine konsequente Strafverfolgung der Polizei und Staatsanwaltschaft kann die Pressefreiheit an dieser Stelle gewährleisten", betonte Lauß.

Die Nähe der Angreifer zum bekannten Neonazi Thorsten Heise werfe die Frage auf, inwiefern und ob der einschlägig Vorbestrafte in den Tatzusammenhang involviert war oder sogar Waffen zur Verfügung gestellt haben könnte. Heise sei kein Unbekannter; als Kader der verbotenen FAP und Person aus dem mutmaßlichen Umfeld des NSU-Unterstützerkreises sei er zuletzt überregional als Organisator des Rechtsrock-Festivals "Schild und Schwert" im sächsischen Ostritz in Erscheinung getreten, so die Opferberatung.

Ezra - das hebräische Wort steht für Hilfe - unterstützt seit 2011 Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen. Träger ist die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Finanziert wird die Opferberatung über das Bundesprogramm "Demokratie leben!" und das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit "DenkBunt".