Anlässlich der Netzkonferenz re:publica hat der kirchliche Datenschutzbeauftragte Michael Jacob zu mehr Reflexion des eigenen Handelns im Internet aufgefordert. In den vergangenen Jahren habe sich ein Bewusstsein breitgemacht, dass das Netz ein eigener Raum sei, sagte Jacob dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. "Manchmal erscheint es mir, als wenn einige glauben, man stehe im virtuellen Raum jenseits von allem anderen. Aber man ist mittendrin", sagte der Beauftragte für den Datenschutz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Die Freiheit im Internet sei ein hohes Gut und Ausdruck von Meinungsfreiheit, sagte Jacob. Man müsse beklagen, dass diese Freiheit in weiten Teilen der Welt, unter anderem in China, eingeschränkt werde. "Auf der anderen Seite steht aber auch ganz klar, dass das Netz kein rechtsfreier Raum ist", sagte der Jurist und ergänzte: "Es gelten die gleichen Straf- und Zivilgesetze wie sonst im Leben."

"Alle Tabus fallen"

Insbesondere zwei Dinge machten ihm Sorgen, sagte Jacob. Die Kirche habe ein besonderes Augenmerk darauf, "wie wir im Netz in einer vermeintlichen Anonymität miteinander umgehen". "Man hat manchmal den Eindruck, dass bei einigen Menschen alle Tabus fallen", sagte er. Menschen seien bereit, in einer häufig ehrverletzenden Art und Weise andere anzugehen. Auf der anderen Seite seien Menschen bereit, "ihre persönlichsten, privatesten, sogar intimsten Sachen einer breiten Öffentlichkeit mitzuteilen". Als Datenschutzbeauftragter sehe er hier Anlass für eine breite Diskussion und Aufklärung.