Die Zahl der Thüringer Schüler an freien Schulen steigt. Derzeit lernten 17.650 Schüler an allgemeinbildenden Schulen in nichtstaatlicher Trägerschaft, berichtete MDR Thüringen unter Verweis auf das Landesamt für Statistik am 3. Mai in Erfurt. Das seien rund 700 Schüler mehr als im Schuljahr 2016/2017. Damit werde inzwischen etwa jeder neunte Schüler an einer freien Schule unterricht.

Einer MDR-Umfrage unter Schulträgern zufolge sind die Anmeldezahlen auch für das neue Schuljahr gestiegen. Laut Landesarbeitsgemeinschaft der freien Schulen liege die Nachfrage an einigen der betroffenen 101 allgemeinbildenden Schulen um das Zwei- bis Dreifache über dem Kontingent der vorhandenen Plätze. Vielerorts gebe es Wartelisten. Sprecher Martin Fahnroth zufolge, der auch die Schulabteilung des Bistums Erfurt leitet, wollten die Eltern, dass ihre Kinder in einem besonderen Schulklima individueller gefördert werden. Vielen seien auch christliche Werte wichtig.

Die Evangelische Schulstiftung in Mitteldeutschland habe die mangelnde Finanzhilfe des Landes kritisiert. Sie reiche nicht, um die tatsächlichen Schülerkosten zu decken. Den Anteil des Landes an der Finanzierung der Schulen bezifferte ihr Vorstandsvorsitzende Marko Eberl im Gespräch mit dem MDR auf rund 55 Prozent.

Im katholischen Bistum Erfurt decke die Finanzhilfe "knapp über 70 Prozent der laufenden Kosten", so Fahnroth. An der Bergschule in Heiligenstadt müssten deshalb die Eltern im kommenden Schuljahr mehr Geld zahlen. Der zu niedrige Fördersatz für die Gymnasien in den Klassenstufen fünf bis zehn müsse dringend erhöht werden. Die Schulträger forderten deshalb ein externes Schülerkostengutachten. Das halte das Bildungsministerium aber für unnötig.

In diesem Jahr zahlt das Land den freien Trägern von allgemeinbildenden Schulen nach MDR-Angaben rund 141 Millionen Euro. Das Bildungsministerium wolle bis Sommer kommenden Jahres prüfen, ob die Höhe der staatlichen Finanzhilfe angemessen ist. Die gesetzlichen Regelungen dafür liefen Ende 2020 aus.

Die Evangelische Schulstiftung in Mitteldeutschland als größte freie Trägerin unterhält 25 Bildungseinrichtungen an 15 Standorten in Thüringen und im südlichen Teil Sachsen-Anhalts. An den zwölf Grundschulen, zwei Regelschulen, sechs Gymnasien, einer Gemeinschaftsschule und vier Kindertagesstätten lernen im Schuljahr 2017/2018 nach Angaben der Stiftung 5.140 Kinder und Jugendliche. Sie werden von 620 Mitarbeitern betreut.