Erfurt (epd). Der frühere Erfurter Propst Heino Falcke wird mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Der engagierte Pazifist und Vordenker der kirchlichen Friedensbewegung erhält die Auszeichnung am Mittwoch aus den Händen von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), wie die Staatskanzlei am 4. Mai auf epd-Anfrage mitteilte. Als eine der führenden Persönlichkeiten der kirchlichen Opposition in der DDR seien seinem mutigen Wirken entscheidende Impulse zu verdanken, die zur friedlichen Revolution beitrugen. Falcke kann sich damit über ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk freuen: Der gebürtige Westpreuße begeht am 12. Mai seien 89. Geburtstag.
Ramelow bezeichnete es "als ein großes Glück für Thüringen, aber auch für die anderen neuen Bundesländer", dass Falcke über viele Jahrzehnte in diesem Teil Deutschlands lebte und wirkte. "Er war der spiritus rector der Friedensbewegung, der ihr klug und weitsichtig entscheidende Denk- und Handlungsimpulse gab", erklärte der Ministerpräsident. Als Gewerkschafter gehörte Ramelow 1997 zusammen mit Falcke zu den Erstunterzeichnern der "Erfurter Erklärung", die sich für einen politischen Wechsel in Deutschland und eine rot-rot-grüne Regierungsübernahme einsetzte.
Mit seiner Gradlinigkeit habe Falcke mutlosen Menschen Hoffnung gegeben und darin bestärkt, gewaltfrei Kritik und Widerstand zu üben, hieß es weiter. Die evangelische Kirche verdanke seinem lebenslangen Wirken ein vertieftes Bewusstsein, Kirche von unten und "Kirche für Andere” zu sein.
Falckes in vielen Schriften festgehaltenen theologischen Impulse fänden in der ganzen Welt Gehör. Der Theologe sei ein Mahner, der nicht müde werde, den "verbesserlichen Kapitalismus" einzufordern, so wie er einst dazu aufrief, den "verbesserlichen Sozialismus" zu gestalten, erklärte Ramelow.
Heino Falcke studierte evangelische Theologie in Berlin, Göttingen und - auch als studentische Hilfskraft Karl Barths (1886-1968) - in Basel. Es folgten Promotion (1958) und drei Jahre später die Habilitation an der Universität Rostock. Über zwei Jahrzehnte - 1973 bis 1994 - leitete er als Propst den Sprengel Erfurt der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Falcke war Mitglied wichtiger nationaler wie internationaler Gremien. So brachte er 1983 in Vancouver auf der VI. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen den Antrag für ein Friedenskonzils ein.