Wuppertal (epd). Gut zwei Wochen nach dem verheerenden Brand mit vier Toten in einem Solinger Wohnhaus ist der Täter offenbar gefasst. Bei dem mutmaßlichen Brandstifter handle es sich um einen 39 Jahre alten ehemaligen Mieter, der bis Anfang 2022 in einem Hinterhaus des Objekts gewohnt hatte und dem von der Vermieterin gekündigt worden war, teilte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt am 10. April in Wuppertal mit. Der Mann soll das Feuer in der Nacht zum 25. März im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses gelegt haben.
Das Motiv des 39-Jährigen ist derzeit noch unklar, die Ermittler schließen ein rechtsextremistisches Motiv aber aus. Man gehe von einem Motiv im persönlichen Bereich aus, sagte Kaune-Gebhardt. Eine Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen habe keine Erkenntnisse auf das Tatmotiv ergeben, insbesondere nicht auf Fremdenfeindlichkeit. Der Beschuldigte hat sich laut Polizei bislang nicht zu der Brandstiftung geäußert.
Tatverdächtiger nach Macheten-Angriff festgenommen
Der Tatverdächtige war am 8. April festgenommen worden, weil er in einem anderen Wohnhaus mit einer Machete auf einen 44 Jahre alten Mann eingeschlagen und diesen lebensgefährlich verletzt hatte. Dem Streit war offenbar ein gescheitertes Drogengeschäft vorausgegangen. Das Opfer erlitt schwere Verletzungen am Kopf, zudem brach es sich bei der Flucht vor dem Angreifer einen Fuß. Der Angreifer wurde festgenommen und kam wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft.
Im Zuge der Ermittlungen und der Auswertung von Videoaufnahmen am Brandort hatten sich zuvor Verdachtsmomente gegen den Mann wegen der Brandstiftung ergeben. So war der Tatverdächtige im Umfeld des Tatorts gefilmt worden, anhand der Bekleidung konnte er identifiziert werden. Am Montag war ein Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des 39 Jahre alten Mannes ergangen. In der Wohnung des Beschuldigten wurden Brandmittel sichergestellt. Zudem wurde dort eine kleine Marihuana-Plantage entdeckt.
Polizeipräsident: Taten „weitgehend aufgeklärt“
Bei dem Feuer in dem Wohnhaus war in der Nacht zum 25. März eine vierköpfige muslimische Familie aus Bulgarien ums Leben gekommen. Die Familie, die Eltern im Alter von 28 und 29 Jahren sowie ihre 5 Monate und 3 Jahre alten Kinder, hatte im Dachgeschoss gelebt und sich nicht mehr rechtzeitig vor den Flammen und dem Qualm retten können. Acht Menschen wurden teilweise schwer verletzt.
Die Brandstiftung weckte Erinnerungen an den rassistischen Anschlag von Pfingsten 1993, als vier junge Männer aus der Neonazi-Szene in Solingen das Haus der türkischstämmigen Familie Genç in Brand gesetzt hatten. Damals starben fünf Menschen. Polizeipräsident Markus Röhrl betonte, es habe im aktuellen Fall „intensivste Ermittlungen in allen Richtungen“ gegeben. Er äußerte sich erleichtert, dass die Taten nun „weitgehend aufgeklärt“ seien. Nach den rechtsextremistischen Morden von 1993 und den „schlimmen Erinnerungen“ daran sei die rasche Klärung der Tat „sehr wichtig und befreiend“.