Mainz/Köln (epd). ARD und ZDF wollen die vorübergehend eingestellte Berichterstattung aus ihren Studios in Moskau wieder aufnehmen. ZDF und WDR teilten die Entscheidung gemeinsam am Freitag mit. In der Sitzung des ZDF-Fernsehrates in Mainz sagte Chefredakteur Peter Frey, nach Inkrafttreten des neuen, drakonischen Mediengesetzes habe es „Signale“ der russischen Seite gegeben, dass eine Präsenz westlicher Sender in Russland weiterhin erwünscht sei. So sei ein vor längerer Zeit gestellter Akkreditierungsantrag plötzlich genehmigt worden. Das ZDF habe sich zudem von russischen Juristen beraten lassen.

Zwei ausgeflogene Kollegen sollten nun wieder nach Moskau zurückkehren. „Wir werden denen natürlich nicht einen Maulkorb vorhängen“, erklärte Frey. Dennoch sei für die kommende Zeit eine Arbeitsteilung geplant. Über die unmittelbaren Ereignisse im Kampfgebiet sollten die Korrespondenten aus der Ukraine und aus Deutschland berichten. Das Moskauer Studio werde Berichte über die Positionen der russischen Regierung und der Bevölkerung sowie über die Auswirkungen der Sanktionen beisteuern. Dies habe man auch im Austausch mit Partnern im Europäischen Senderverbund EBU entschieden, teilten die Sender gemeinsam mit. Die britische BBC hatte bereits am 9. März ihre Arbeit in Moskau wieder aufgenommen.

Bedingungen transparent machen

Die besonderen Bedingungen der Berichterstattung aus Russland würden in der Berichterstattung transparent gemacht, hieß es weiter. Die Sender behielten sich vor, die Situation zu jedem Zeitpunkt neu zu bewerten.

ZDF-Intendant Thomas Bellut erklärte im Fernsehrat, die Aussetzung der Berichterstattung aus Moskau sei keine „Sanktion“ des ZDF gewesen. Die Entscheidung sei allein aus Sicherheitsgründen erfolgt. Russland hatte nach Kriegsbeginn erhebliche Strafen für vermeintliche Falschmeldungen zum „militärischen Spezialeinsatz“ in der Ukraine verhängt. Das Geschehen darf in Russland auch nicht als Krieg oder Invasion bezeichnet werden.

Eine eigene Berichterstattung aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew plant das ZDF zunächst weiterhin nicht, um die eigenen Journalistinnen und Journalisten nicht zu gefährden. Der Sender bleibe in den westukrainischen Städten Chmelnizki und Lwiw (Lemberg) vor Ort präsent.