Düsseldorf (epd). Die Staatsanwaltschaft Köln wirft dem bereits angeklagten katholischen Priester U. zwei weitere Fälle des sexuellen Missbrauchs an einer Minderjährigen vor. Wie das Landgericht Köln am 16. November erklärte, hat die Staatsanwaltschaft eine weitere Anklage wegen sexuellen Missbrauchs an einem elfjährigen Mädchen erhoben, darunter ein schwerer Fall (AZ: 261 Js 261/21). Die beiden Taten sollen im Januar 2011 stattgefunden haben.

Am 23. November wird vor dem Landgericht die Hauptverhandlung gegen den 70-jährigen U. eröffnet (AZ: 102 KLs 17/20). Ihm wird vorgeworfen, von Sommer 1993 bis Ende 1999 in insgesamt 31 Fällen sexuelle Übergriffe an seinen drei Nichten begangen zu haben. In dem Zeitraum sei U. Seelsorger in Gummersbach gewesen. Die 2. Große Strafkammer prüft laut Landgericht nun, ob die neue Anklage mit dem bereits anhängigen Verfahren gemeinsamen verhandelt werden kann.

Drei schwere Fälle

Die Nichten des Beschuldigten waren den Angaben zufolge zur Zeit der mutmaßlichen Übergriffe zwischen 7 und 13 Jahre alt. Unter den 31 angeklagten Fällen des sexuellen Missbrauchs an den Kindern sind auch drei schwere Fälle. U. soll laut Anklage „Beischlaf oder beischlafähnliche Handlungen“ an seinen Nichten begangen haben. Die häufigsten Anklagevorwürfe gegen U. beziehen sich auf Berührungen und Manipulationen der Mädchen an Brust, Po und im Genitalbereich. U. war bis 2019 im Erzbistum Köln tätig.

Im Zusammenhang mit dem innerkirchlichen Umgang mit dem Fall U. steht auch der jetzige Hamburger Erzbischof Stefan Heße in der Kritik. Der katholische Theologe war von 2006 bis 2012 Hauptabteilungsleiter im Bereich Personal Seelsorge im Erzbistum Köln und danach bis 2014 Generalvikar unter dem damaligen Kölner Erzbischof und Kardinal Joachim Meisner. Heße hatte dem Papst wegen Verfehlungen im Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln seinen Rücktritt angeboten. Franziskus lehnte das Gesuch Heßes im September allerdings ab.