Hannover, Köln (epd). Mit dem Herbst kommen Nässe, Kälte und Dunkelheit. Vor allem für obdachlose Menschen beginnt damit die härteste Zeit des Jahres. Rund 50.000 Menschen leben nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ganzjährig auf der Straße. Tipps für zielgerichtete Hilfe geben Sozialverbände wie Caritas, Diakonie und Heilsarmee:
Obdachlose nicht ignorieren: Selbst wenn es für viele befremdlich oder unangenehm sein mag, Obdachlose direkt anzusprechen, raten die Malteser dazu, Kontakt zu suchen - und das möglichst klar und direkt. „Zeige Respekt, begegne auf Augenhöhe, stell eine Frage oder biete eine Kleinigkeit an“, heißt es in einer Empfehlung der katholischen Hilfsorganisation. Viele Obdachlose nähmen ein Gesprächsangebot dankbar auf.
Auf lokale Hilfsangebote verweisen: Nahezu alle Städte und Kommunen haben Hilfsangebote für Obdachlose. Dazu zählen neben sogenannten Notschlafstätten auch Tagesaufenthalte, die auf der Straße lebenden Menschen Wärme, einen geschützten Raum und eine Mahlzeit bieten, mitunter auch Dusche, Waschmaschine, Wundversorgung und Beratung durch geschulte Mitarbeitende. In der kalten Jahreszeit betreiben die Sozialverbände in vielen Städten zudem mobile Hilfsangebote. Ein Überblick über Hilfsangebote für Obdachlose findet sich auf den Internet-Seiten der jeweiligen Stadt oder Kommune sowie bei den ortsansässigen Sozialverbänden wie Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt oder dem Deutschen Roten Kreuz.
Notfälle erkennen: Insbesondere wenn es friert, ist ein aufmerksamer Blick für Obdachlose geboten. „Wenn Menschen draußen bei Minusgraden schlafen, ist es durchaus angemessen, sie zu wecken und nachzufragen“, raten die Malteser. Sofern die Person ansprechbar ist, sollte sie gefragt werden, ob und welche Hilfe benötigt wird. Das katholische Hilfswerk empfiehlt zudem, die Telefonnummern der örtlichen Kälte- und Wärmebusse abzuspeichern. Diese fahren die Schlafstellen von Obdachlosen an und bringen Betroffene im Bedarfsfall zu einer Notschlafstelle. Ist eine Person nicht ansprechbar oder ihr Gesundheitszustand unklar, sollte unverzüglich die Notrufnummer 112 gewählt werden.
Spenden: Als Faustregel für Spenden raten die Malteser: „Nur das weitergeben, was du selbst auch annehmen würdest.“ Dies gelte insbesondere für Kleider-, Decken- und Schlafsack-Spenden. In vielen Städten und Kommunen betreiben die ortsansässigen Hilfswerke Kleiderkammern, in denen gut erhaltene, wintertaugliche Textilien abgegeben werden können. Oft veröffentlichen die Organisationen dazu im Internet Bedarfslisten, damit vor allem Dinge abgegeben werden, die auf der Straße lebende Menschen tatsächlich brauchen. Wer sich mit Sachspenden direkt an Obdachlose wenden will, sollte nach Empfehlungen der evangelisch-freikirchlichen Heilsarmee stets zuerst die Grundbedürfnisse im Blick haben: Nahrung, Wärme und Hygiene. So seien Brot, abgepackte Wurst und Käse sinnvoll.
Eine andere Möglichkeit, Obdachlose zu unterstützen, ist laut Heilsarmee ein Hygienebeutel, bestückt mit Artikeln wie Zahnbürste und Zahnpasta, Deoroller, Duschgel, Hautcreme, Lippenpflege, Taschentüchern, Pflaster und Verbandsmaterial, Rasierzeug für Männer und Tampons oder Damenbinden für Frauen.
Nicht urteilen: Spätestens, wenn es um eine Geldspende geht, haben viele Menschen die Sorge, dass die Zuwendung für Alkohol und andere Drogen ausgegeben wird. Deshalb bevorzugen viele Helfende Lebensmittelspenden. Doch diese sind aus Sicht der Malteser nicht in jedem Fall sinnvoll: „Vielleicht hat die Person bereits drei Kaffee und Brötchen bekommen und könnte mit zwei Euro einfach mehr anfangen.“ Selbst wenn ein Obdachloser eine Spende tatsächlich in eine Flasche Korn investieren sollte, dürfe dies nicht von Geldspenden abschrecken: „Was man selbst dazu denkt, sollte nicht dazu führen, aus Prinzip nicht zu helfen.“