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In drei Phasen zur reibungslosen Integration




Ankommen im Job: Onboarding kann das erleichtern.
epd-bild/Winfried Rothermel

Frankfurt a.M. (epd). Arbeitgeber, die die Integration von ausländischen Arbeitskräften ernst nehmen, sollten Experten zufolge die Vorteile des sogenannten Onboardings nutzen. Dabei geht es um systematische Kontakte und Hilfen für neue Mitarbeitende. Die sollen sich im Job sowie im neuen privaten Umfeld gut einfinden können. Wie dieser Prozess gelingen kann, zeigt eine Publikation des Projektes „Unternehmen Berufsanerkennung“, die epd sozial ausgewertet hat.

Die Autorinnen und Autoren der Publikation gliedern ihre Anregungen zum Onboarding-Prozess in drei aufeinanderfolgende Phasen. Bezug genommen wird dabei speziell auf die Situation der Einreise mit einer teilweise anerkannten Berufsqualifikation und Anpassungsqualifizierung in Deutschland (nach §16d AufenthaltsG).

Phase eins ist überschrieben mit dem Titel „Vom ersten Kennenlernen bis zur Ermittlung des Unterstützungsbedarfs“. Im Kapitel danach geht es um die Zeit von der „Vertragsunterzeichnung bis zu den letzten Schritten vor der Ankunft“. Der letzte Teilabschnitt betrifft den Zeitraum „Vom ersten Arbeitstag bis zum Abschluss der Onboardingphase“.

In der ersten Phase geht es um das Kennenlernen des neuen Mitarbeiters. Schon hier lauern viele Fallstricke, wenn etwa beim virtuellen Bewerbungsgespräch die mögliche Zeitverschiebung übersehen wird, kein Übersetzer bereitsteht oder auch vergessen wird, den Bewerber nach schriftlichen Arbeitszeugnissen zu fragen. Wichtig ist es auch, die vorhandenen Sprachkenntnisse zu klären. Und, so die Experten: Die Arbeitsabläufe im Unternehmen und die Arbeitskultur sollten verständlich gemacht werden. Denn, schon hier gehe es um die zentrale Frage: „Passt die Fachkraft in das Team und zur Unternehmenskultur?“

Weitere Anforderungen in der Startphase, die bei weiteren Kontakten wichtig sind:

  • Einwanderungsmöglichkeiten besprechen und gegebenenfalls Berufsanerkennungsverfahren anstoßen
  • Wohnung und Umzug thematisieren
  • Arbeit und Leben am Arbeitsort darstellen
  • Familiennachzug besprechen

Sind all diese Dinge geklärt, warten neue Aufgaben in Phase zwei. Darunter listen die Autoren zum Beispiel auf, den Stellenbewerbern den Arbeitsvertrag präzise zu erläutern, zu klären, wie die berufliche Anerkennung in Deutschland unterstützt werden kann, Hilfen bei der Wohnungssuche aussehen und ob ein Mentor oder eine Mentorin im Betrieb gefunden werden soll. Außerdem wird empfohlen:

  • Ständigen und regelmäßigen Kontakt vereinbaren
  • Erstellung eines Einarbeitungsplanes
  • Vorbereiten des Teams auf den neuen Kollegen/die neue Kollegin
  • Erstellen einer Willkommensmappe
  • Vorbereitung des Arbeitsplatzes samt funktionierender Technik

Schließlich geht es in der dritten und letzten Phase um die Zeit vom ersten Arbeitstag im Unternehmen bis zum Ende des Onboarding-Prozesses. Auch hier gibt es einiges zu tun, wie etwa die Begrüßung samt Rundgang im Unternehmen und der persönlichen Vorstellung im Team. Hier sind auch sämtliche organisatorischen Fragen zu klären und Hilfen aller Art anzubieten, von der Nutzung des ÖPNV bis hin zur Kontoeröffnung. Viele Tipps sollte man schriftlich geben, so die Fachleute. Und schließlich, falls nötig, sollte über eine Anpassungsqualifizierung gesprochen werden. Empfohlen wird zudem:

  • Einarbeitungsplan besprechen
  • feste Termine für persönliche Feedback-Gespräche festlegen
  • weitere Fördermöglichkeiten und Qualifizierungen erörtern
  • Checkliste für Behördengänge erstellen
Dirk Baas


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