Stuttgart, Düsseldorf (epd). Fehlendes pädagogisches Personal nennen rund zwei Drittel (67 Prozent) der Schulleitungen im aktuellen Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung zufolge als ihr größtes Problem. In sozial benachteiligten Gegenden seien dies sogar 80 Prozent, teilte die Stiftung am 18. Januar in Stuttgart mit. Gewerkschaften und Lehrerverbände in NRW fordern mehr Attraktivität des Lehrerberufs etwa durch bessere Bezahlung sowie weniger bürokratische Aufgaben.
Weniger Bürokratie könne die Personalnot kurzfristig lindern, sagte Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert Bosch Stiftung. Dies würde es erleichtern, Assistenzkräfte in Verwaltung und Pädagogik sowie ausländische Lehrkräfte einzustellen. Als langfristige Lösung reiche es nicht aus, nur die Kapazitäten von Lehramtsstudiengängen zu erhöhen. „Der Lehrerberuf muss attraktiver werden“, sagte Wolf.
„Teufelskreis aus Überlastung“
Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, sprach von einem „Teufelskreis aus Überlastung durch Lehrkräftemangel und Lehrkräftemangel durch Überlastung“. Diesem Teufelskreis zu entkommen, werde nur gelingen, wenn die Politik bereit sei, insgesamt mehr Ressourcen ins System zu stecken. Die Gewerkschafterin forderte unter anderem eine bessere Bezahlung von Lehrkräften, mehr Möglichkeiten zum Quereinstieg in den Lehrerberuf und eine bessere Ausstattung der Schulen.
„Wenn Pädagoginnen und Pädagogen in großer Zahl fehlen, können Kinder und Jugendliche nicht ausreichend gefördert werden“, warnte die Vorsitzende des nordrhein-westfälischen VBE-Landesverbandes, Anne Deimel, in Dortmund. „Das ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft. Die Notsituation an den Schulen durch fehlende Lehrkräfte und eine zu hohe Arbeitsbelastung führe zudem wiederum zu hohen Krankenständen und Ausfällen. “Hier muss dringend gegengesteuert werden." Um mehr junge Menschen für Bildungsberufe zu gewinnen, seien attraktivere Arbeitsbedingungen etwa durch kleinere Klassen und eine gute technische und pädagogische Ausstattung notwendig, forderte Deimel.
Auch der Vorsitzende des Verbandes Lehrer NRW, Sven Christoffer, forderte eine nachhaltige Attraktivitätssteigerung des Lehrerberufs. Dazu gehöre neben einer zeitgemäßen Ausstattung des Arbeitsplatzes Schule auch eine Entbürokratisierung der Arbeit, erklärte Christoffer in Düsseldorf.