Münster (epd). Mehrere Tausend Menschen haben sich am 20. Januar an mehrstündigen Protesten gegen einen Neujahrsempfang der AfD im Münsteraner Rathaus beteiligt. Nach Angaben der Polizei Münster kamen rund 4.000 Demonstranten zu einer Kundgebung auf dem Prinzipalmarkt. Weitere 1.000 Menschen hätten die Sperrstellen rund um den Veranstaltungsort blockiert, so dass einzelne Teilnehmer der AfD-Veranstaltung nicht durchgekommen seien. Die Proteste verliefen nach Polizeiangaben weitestgehend friedlich. Das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ als Organisator der Kundgebung sprach von 6.000 Demonstranten.

Die Proteste richteten sich unter anderem gegen die Teilnahme des thüringischen AfD-Fraktionsvorsitzenden Björn Höcke an der Veranstaltung im Rathaus. Der Mitbegründer der rechtsextremen AfD-Strömung „Der Flügel“ wird vom Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestuft und überwacht. Mit dem Neujahrsempfang in der „guten Stube“ der Stadt wolle sich die AfD als normale Partei darstellen, kritisierte das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“. Die Proteste sollten zeigen: „Münster hat keinen Platz für Rassismus, Nationalismus und soziale Ausgrenzung!“

250 Menschen besuchen ökumenisches Friedensgebet

Zu einem ökumenischen Friedensgebet, zu dem das katholische Stadtdekanant, der Evangelische Kirchenkreis Münster und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) eingeladen hatten, kamen nach Angaben des Bistums Münster 250 Besucherinnen und Besucher. Der katholische Stadtdechant Jörg Hagemann rief zum Einsatz für den „Frieden in den Herzen aller Menschen“ auf. „Ich merke, dass ich müde werde, dass ich es satt bin: Frieden, Toleranz, Dialogbereitschaft, Fremdenfreundlichkeit - das sollte doch selbstverständlich sein“, sagte Hagemann. Weil dies aber nicht der Fall ist, seien Christinnen und Christen in der Friedensstadt Münster und überall auf der Welt aufgefordert, sich für diese gefährdeten Werte einzusetzen.

Pfarrer Martin Mustroph vom Kirchenkreis Münster kritisierte, dass sich im Münsteraner Rathaus des Friedens Menschen träfen, „die chauvinistisches, völkisches Ideengut propagieren“. Das sei „unerträglich - und deshalb gehen wir auf die Straße“. Mustroph appellierte an die Teilnehmer, aufmerksam zu bleiben und lautstark zu protestieren, wo die Würde und das Lebensrecht anderer angetastet werden.

Bereits 2017, 2019 und 2020 hatten jeweils mehrere Tausend Menschen in Münster gegen einen Neujahrsempfang der AfD protestiert. In dem Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ sind nach eigenen Angaben gewerkschaftliche, friedenspolitische, kulturelle und zivilgesellschaftliche Gruppen mit antifaschistischen Initiativen, politischen Parteien und Stadtteilinitiativen zusammengeschlossen.