Düsseldorf, Essen (epd). Der Geograf und Stadtplaner Karl Ganser ist tot. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) würdigte den am 21. April im Alter von 84 Jahren gestorbenen Ganser am 27. April als einen „Visionär“ des Strukturwandels im Ruhrgebiet: „Mit Prof. Dr. Karl Ganser verlieren wir einen pragmatischen Denker moderner Stadtplanung und der Transformation einer gesamten Region.“

Ganser habe das Gebiet der „Humangeografie“, der Verbindung von Stadt- und Architekturplanung mit Anliegen der Bevölkerung, maßgeblich beeinflusst, erklärte Wüst in Düsseldorf. „Durch seine pragmatischen und innovativen Ideen für den Emscherraum wurde die Transformation einer gesamten Region maßgeblich ermöglicht.“ Als Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park (1989-1999) habe er das Land vor dem Abriss kulturstiftender Industriedenkmäler wie der Zeche Zollverein, dem Stahlwerk in Duisburg-Meiderich oder dem Gasometer in Oberhausen bewahrt. Sein Engagement habe das Selbstvertrauen der Region gestärkt.

„Gansers Engagement entlang der Route Industriekultur sichtbar“

Auch der Regionalverband Ruhr hob das Engagement Gansers für die gesamte Region und ihre Industriedenkmäler hervor. Mit seinem Elan habe der Architekt des neuen Ruhrgebiets auch das Fundament der erfolgreichen Bewerbung um den Titel Kulturhauptstadt Europas Ruhr.2010 gelegt, erklärte die Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel in Essen. „Entlang der Route Industriekultur lässt sich heute das Schaffen von Ganser eindrucksvoll nachvollziehen.“

Karl Ganser wurde den Angaben nach1937 in Mindelheim geboren. Nach seiner Promotion und Habilitation an der TU München war er als Projektleiter in der Stadtentwicklung der bayerischen Landeshauptstadt München tätig, bis er 1971 die Leitung des Instituts für Landeskunde in Bonn übernahm.

1974 wurde unter seiner Regie das Institut für Landeskunde in Bonn mit dem Institut für Raumordnung zur Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung zusammengeführt. 1980 trat er als Abteilungsleiter für Städtebau in das Ministerium für Landes- und Stadtentwicklung ein. Im Jahr 1989 wurde Ganser Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung Emscher (IBA). Nach seinem Ruhestand 1999 war er weiterhin als Gutachter und Mediator tätig.

Ganser wurde mehrfach ausgezeichnet. Für seine herausragenden Verdienste um den Strukturwandel und die ökologische Erneuerung im Ruhrgebiet wurde ihm 2003 der Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Bereits 1999 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Ruhr-Universität Bochum, 1995 den Titel „Bürger des Ruhrgebietes“.