Eppenrod (epd). 9,40 Meter lang und 3 Meter breit ist das neue Haus der Kindertagesstätte im rheinland-pfälzischen Eppenrod. Ausgestattet ist es mit einer Küchenzeile, Toilette, Holztischen und Bänken, dazu eine Spielecke und die Treppe rauf in eine „leise Ecke“, wo die Kinder schlafen können. Zwischen Sportplatz und Grillhütte in Diez-Eppenrod im Rhein-Lahn-Kreis)bietet seit Jahresbeginn ein Tiny-House Platz für die zwölf Kinder der Waldgruppe der im Ort ansässigen evangelischen Kita.

„Wir sind sehr froh, dass wir diese Lösung gefunden haben“, sagt der Eppenroder Ortsbürgermeister Oliver Lankes. Für 40 Kinder ist die Evangelische Kindertagesstätte Eppenrod/Isselbach ausgelegt, die Zahl der Anmeldungen für das Jahr 2022/2023 lag bei 56, auch ein Neubaugebiet der beiden Orte führte mit dazu. Eine schnelle Lösung musste gefunden werden.

„Der zweigruppige Kindergarten im Ort war einfach zu klein“, sagt Lankes. Ursprünglich war vorgesehen, das Kita-Gebäude im Ortskern zu erweitern. Doch nach einem Ortstermin wurde schnell klar, dass ein Umbau mit einem immensen Aufwand und hohen Kosten verbunden gewesen wäre. So entstand die Idee zu der Waldgruppe mit Tiny-House, das nun Platz für bis zu 20 Kinder bietet.

Wasserleitungen am Wochenende verlegt

Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es rund ein Jahr. Viel ehrenamtliches Engagement von Gemeinderat, Eltern und weiteren Helfern trug dazu bei. „Die Wasserleitungen haben wir im Dezember an den Wochenenden verlegt“, erzählt Lankes. Auch an Genehmigungen und Formalitäten gab es einiges zu erledigen, Lankes hat viele Gespräche geführt.

Wirtschaftlich hat sich der Bau ebenfalls gelohnt. Anstatt der geschätzten Umbaukosten von ungefähr einer halben Million Euro liegen die Kosten für das Tiny-House bei rund 210.000 Euro. „Das liegt daran, dass wir auch sehr viel in Eigenleistung gemacht haben“, sagt Lankes.

„Uns allen ist ein Stein vom Herzen gefallen, als das Haus fertig war“, sagt Anja Czarnetzky. Sie ist eine von vier Erzieherinnen, die die Waldgruppe betreuen. Drei von ihnen hat die Kita eigens für die Gruppe neu eingestellt. Das Konzept der Waldpädagogik hat sie motiviert, sich für die Stelle zu bewerben.

„Der Wald tut den Kindern unglaublich gut, sie sind viel ruhiger und ausgeglichener“, beobachtet Czarnetzky. Hinsichtlich Motorik und Bewegungen biete der Wald ein Erfahrungsfeld, in dem der ganze Körper beansprucht werde. „Der Wald ist die beste Ergotherapie“, sagt sie. Auch Erfahrungen wie etwa das Wahrnehmen verschiedener Witterungen oder das Unterscheiden von Vogelstimmen seien für die Kinder wertvoll.

Kinder im „Zwiebellook“

„Die Kinder halten sich gern draußen auf“, bestätigt auch die Kita-Leiterin Hannelore Backhaus. Im Haus essen sie zu Mittag, das Essen wird aus dem Ort gebracht. Der Rest spielt sich draußen ab. Anfängliche Bedenken, etwa ob die Betreuung der Kinder so ganz ohne Zaun und Abgrenzungen funktionieren kann, hätten sich zerstreut. „Wir erarbeiten ganz viel mit den Kindern zusammen“, sagt Backhaus. Die Kinder entscheiden mit, was sie den Tag über machen. Das Einbeziehen führt Backhaus zufolge dazu, dass Kinder Regeln besser einhalten. „Dieses Miteinander funktioniert gut“, sagt sie.

In Abstimmung mit den Eltern wurden die Kinder für die Waldgruppe einzeln ausgewählt. Bevor sie morgens in den Wald kommen, ziehen die Eltern sie wetterfest an. „Dazu gehören Thermounterwäsche und Zwiebellook“, sagt Backhaus. Die Eltern hätten mittlerweile auch Outdoor-Kleidung für die Kinder angeschafft, Wind und Wetter machen ihnen so auch im Winter nichts aus.

„Es hat bisher kaum Tage gegeben, an denen wir wirklich drinnen geblieben sind“, sagt Backhaus. „Die Kinder wollen gar nicht rein.“