Brandenburg/Havel (epd). Ein Bleisiegel von Papst Leo X. von 1518, die Urkunde der Ersterwähnung Berlins von 1244, ein Edikt zur „Ausrottung der Sperlinge und Krähen“ von 1744: Am Dom zu Brandenburg an der Havel werden Kunstschätze und Dokumente aus mehr als 1.000 Jahren aufbewahrt. Nun sollen Archiv und Museum der ältesten Institution des Bundeslandes einen neuen Ort bekommen. Dafür will das evangelische Domstift den Ostflügel der Domklausur mit der Spiegelburg sanieren und zum „Haus der alten Schätze“ machen.

Die Planungen dafür seien bereits abgeschlossen, erzählt Domkurator Cord-Georg Hasselmann. Für die Arbeiten an der Spiegelburg, dem zweitältesten Bauwerk auf der Dominsel, würden zwei bis drei Jahre und rund acht Millionen Euro benötigt. Für die Ostklausur würden weitere zehn bis zwölf Millionen Euro gebraucht. „Wir haben feste Förderzusagen vom Land Brandenburg sowie der Landeskirche und wir hoffen auf eine Zusage auch vom Bund“, sagt der Jurist: „Wir werden den Bauantrag einreichen, wenn die Förderzusagen vorliegen. Und dann geht es los.“

Wenn alles gut laufe, könne in diesem Jahr mit der Sanierung begonnen werden, sagt Hasselmann: „Das ist das letzte große Bauvorhaben auf dem Burghof.“ Der im Mittelalter errichtete Dom und alle anderen denkmalgeschützten Bauwerke des Domstifts in seiner unmittelbaren Umgebung sind inzwischen saniert. Reparaturen hier und da seien zwar immer wieder nötig, erzählt der Kurator: „Aber im Vergleich dazu, wie es vor 30 Jahren war oder vor 60 Jahren oder vor 190 Jahren, als Schinkel hier war, kann man das alles im normalen Betrieb gut hinkriegen.“

Das Domstiftsarchiv besteht seit der Gründung des Bistums Brandenburg im Jahr 948 und ist damit nach eigenen Angaben das mit Abstand älteste Archiv östlich der Elbe. Es gilt als bedeutendes kulturgeschichtliches Gedächtnis des Bundeslandes. Zu seinen Beständen gehören rund 1.000 laufende Regalmeter Archivalien und eine Bibliothek mit weiteren rund 1.800 laufenden Regalmetern.

Das Buchgut von insgesamt rund 43.000 Bänden umfasse Drucke aus mehr als fünf Jahrhunderten zu allen Teilgebieten der Geisteswissenschaften, heißt es dort. Zahlreiche mittelalterliche Urkunden werden dort ebenso aufbewahrt wie historische Kirchenbibliotheken, Pfarrarchive und Kirchenbücher. Zwölf mittelalterliche Handschriften gehören zum Domstiftsarchiv, 700 Bibeln, rund 570 historische Notendrucke und 253 sogenannte Inkunabeln, Wiegendrucke mit beweglichen Lettern aus der Frühzeit des Buchdrucks.

Der Förderverein für den Brandenburger Dom hat vor einiger Zeit eine Kampagne gestartet, mit der 100.000 Euro für das „Haus der alten Schätze“ eingeworben werden sollen. Symbolische Schatzpatenschaften zu je 1.000 Euro werden dort für 100 ausgewählte historische Kunstwerke, Gewänder, andere Gegenstände und Dokumente angeboten. Das Majestätssiegel von Kaiser Karl IV. von 1376 ist darunter, ein Brief von Theodor Fontane von 1861, eine Bischofsmütze aus dem 15. Jahrhundert.

Auch eine kleine mehr als 300 Jahre alte Münze mit kurioser Geschichte gehört zu den Patenschaftsschätzen. Die Münze sei 2013 in einem alten Opferstock entdeckt worden, heißt es in den Erläuterungen. Sie sei Teil eines „Finanzbetrugs im großen Stil“ durch den preußischen König Friedrich den Großen gewesen, der mit dem Prägen minderwertiger Münzen seine Kriegsausgaben habe bestreiten wollen. Der Obolus des frommen Spenders im Opferstock gleiche damit einem „Hosenknopf im Klingelbeutel“.

Im „Haus der alten Schätze“ will das Domstift dann auch erstmals eine Dauerausstellung zeigen, der Arbeitstitel lautet „Kirche und Staat“. Das Spektrum der Exponate soll von der Gründungsurkunde des Bistums Brandenburg von 948 bis in die jüngere Geschichte reichen. So gebe es aus der NS-Zeit auch Bauskizzen zum Ersetzen eines Davidsterns am Dom durch ein Hakenkreuz, erzählt Kurator Hasselmann: „Glücklicherweise wurden diese Pläne nie realisiert.“ Um Details für die Ausstellung festzulegen, sei es noch zu früh. Dass die richtige Auswahl der Exponate eine Herausforderung werde, stehe jedoch jetzt schon fest.