Frankfurt a.M. (epd). Katholische Laien und Bischöfe in Deutschland wollen die Vertrauenskrise in ihrer Kirche mit weitreichenden Reformen überwinden. Bei dreitägigen Beratungen im Rahmen des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg in Frankfurt am Main verständigten sich die Delegierten darauf, dass einige Neuerungen wie eine stärkere Beteiligung der Gläubigen an Bischofswahlen schon zeitnah umgesetzt werden sollen. Die Kirchenbasis formulierte deutliche Erwartungen an die leitenden Geistlichen.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte, man dürfe nicht erwarten, dass die Weltkirche Probleme löst, die man selbst vor Ort in die Hand nehmen müsse. Besonders die Frauenrechte in der Kirche seien ihr ein Anliegen. „Menschenrechte in der Kirche sind erst dann Realität, wenn es Gerechtigkeit für alle Geschlechter gibt“, sagte Stetter-Karp nach dem Abschluss der Beratungen am 5. Februar und fügte hinzu: „Wir geben uns nicht mit Häppchen zufrieden.“

„Hat geliefert“

„Die Versammlung hat geliefert“, sagte die ZdK-Präsidentin angesichts von Beschlüssen zu sogenannten Handlungstexten unter anderem zur Öffnung von katholischen Weiheämtern für Frauen und zu Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare. Doch wenn wichtige Texte bei der nächsten Synodalversammlung nicht final beschlossen würden, könne das umfassende Reformwerk, das sich das ZdK zusammen mit den Bischöfen vorgenommen habe, nicht gelingen.

Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ beklagte „die immer noch bestehenden Widerstände in Teilen der Deutschen Bischofskonferenz“. Sie forderte die Bischöfe auf, schnell verbindlich zu erklären, dass keine arbeitsrechtlichen Diskriminierungen von Personen aufgrund ihrer persönlichen Lebensführung mehr vorgenommen werden. Auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) drängten nach den Beratungen zum Handeln.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte am 5. Februar, die von Beschäftigten zu erwartende Loyalität werde „auf ein Mindestmaß“ begrenzt. „Die persönliche Lebensführung bleibt außen vor.“

Der Limburger Bischof nannte die dritte Synodalversammlung einen großen Erfolg und zugleich einen Zwischenschritt. „Wir wollen, dass Frauen in der Kirche aufgrund ihrer gleichen Würde Zugang zu Diensten und sakramentalen Ämter erhalten“, sagte Bätzing. Der Synodale Weg habe gute Argumente für eine Öffnung vorgelegt. Wer Frauen auch weiterhin vom sakramentalen Dienst ausschließen wolle, müsse bessere Argumente finden.

Er glaube grundsätzlich an eine Verständigung mit dem Vatikan, aber „sicher nicht in allen Punkten und nicht als Automatismus“, sagte Bätzing. Niemand dürfe glauben, dass es in einer so wesentlichen Frage wie der Öffnung von Weiheämtern für Frauen eine schnelle Lösung geben könne. Aber die Weltkirche sei mehr als Rom. Die Themen, die der Synodale Weg verhandele, seien auch für die katholische Kirche in anderen Ländern drängend.

Mahnung aus Rom

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, hatte die deutschen Bischöfe bei der Versammlung ermahnt, bei ihren Reformbemühungen nicht die Einheit mit Rom aus den Augen zu verlieren. Papst Franziskus liege Synodalität sehr am Herzen. Die synodale Kirche verlange die Teilnahme aller, dürfe jedoch nicht mit Parlamentarismus gleichgesetzt werden, sondern sei eine Gabe des Heiligen Geistes und auf das Wort Gottes ausgerichtet.

Die 230 Delegierten des Synodalen Wegs hatten seit dem 3. Februar bei ihrer dritten Vollversammlung insbesondere über Konsequenzen aus den Fällen sexualisierter Gewalt und der damit verbundenen Vertrauenskrise diskutiert. Das ZdK hatte den Reformdialog zusammen mit der Bischofskonferenz 2019 ins Leben gerufen. Die fünfte und abschließende Synodalversammlung ist für 2023 geplant.