Dresden (epd). Farbquadrate werden in Glasscheiben gebrochen oder in einem Spiegel wiederholt. Gedruckte Streifen auf Papier ziehen sich über die gesamte Wand. Mittendrin ein Selbstporträt des Jubilars Gerhard Richter. Zum seinem 90. Geburtstag hat der berühmte Maler sich und seiner Heimatstadt Dresden ein Geschenk gemacht: Eine sehr persönliche Ausstellung mit Porträts seiner Familie und Werken, die ihm besonders wichtig sind. Von Samstag an sind bis zum 1. Mai im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) 40 Arbeiten aus Richters eigenem Besitz und aus der von ihm gegründeten Stiftung zu sehen.

In drei Räumen präsentiert die Dresdner Schau „Gerhard Richter. Portraits. Glas. Abstraktionen“ auch Landschaftsbilder, abstrakte Werke, eines seiner berühmten Streifenbilder und die Installation „9 Stehende Scheiben“. Zu sehen ist das „Abstrakte Bild“ von 2017 mit der Werknummer 952-4, das letzte dieser Art in Richters Schaffen. Der Maler hatte 2020 erklärt: „Bilder kommen, glaube ich, nicht mehr. Irgendwann ist eben Ende. Das ist nicht so schlimm.“

Es sei eine präzise, feine und bescheidene Ausstellung, die den Kern seines Werkes vorstellt, sagte SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann. Im Zentrum der Schau in drei Räumen stehe das Selbstporträt, eine Leihgabe aus dem Museum of Modern Art in New York. In räumlicher Nähe, aber nicht unmittelbar daneben sind die Familienbilder aufgereiht, die seine dritte Ehefrau Sabine und seine Kinder zeigen.

Richter gilt als einer der einflussreichsten zeitgenössischen Künstler. Seine Werke sind in Museen weltweit vertreten. Er habe die Geburtstagsausstellung selbst konzipiert, sagte der Leiter des Dresdner Gerhard Richter Archivs, Dietmar Elger. Auch die Anordnung der Werke. Die Kunstsammlungen hätten auch andere Hängungen probiert, aber Richters Version sei am Ende doch die Beste gewesen. Er habe eben ein Gefühl für den Raum.

Gerhard Richter wurde am 9. Februar 1932 in Dresden geboren und studierte zunächst an der dortigen Hochschule für Bildende Künste. Nach seiner Flucht in die Bundesrepublik 1961 absolvierte er ein zweites Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf und lehrte dort von 1971 bis 1994 als Professor für Malerei. Richter lebt heute in Köln.

Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) wollte am Abend gemeinsam mit SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann die Ausstellung eröffnen. Auch Richters Ehefrau Sabine Moritz und seine Kinder waren angekündigt.

„Gerhard Richter ist ein Ausnahmekünstler von Weltrang“, würdigte Klepsch den Jubilar vorab. Er sei „untrennbar mit Sachsen und mit Dresden verbunden“. Die starke Verbundenheit mit seiner Heimatstadt habe er unter anderem nach der Hochwasserkatastrophe im August 2002 gezeigt. Zur Unterstützung der Kunstsammlungen spendete Richter damals das Gemälde „Fels (694)“.

„Er sollte sich nicht Maler nennen, sondern Bildermacher“, sagte der Richter-Biograf und -Experte Elger über das vielseitige, experimentelle Schaffen des Gegenwartskünstlers. Zugleich bestätigte er, dass Richter sein malerisches Werk vollendet habe, er zeichne jetzt viel. Aber: „Man weiß nie, wie es kommt“.

Die Ausstellung „Gerhard Richter. Portraits. Glas. Abstraktionen“ ist im Dresdner Albertinum vom 5. Februar bis 1. Mai dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen.