Berlin (epd). Der Migrationshintergrund von Menschen spielt laut einer aktuellen Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) für die Impfbereitschaft nur eine untergeordnete Rolle. Das Herkunftsland sei nicht entscheidend für die Impfbereitschaft. Vielmehr treffe dies auf sozioökonomische Merkmale wie Bildung, Einkommen, das Alter und Sprachbarrieren zu, sagte die Gesundheitswissenschaftlerin Elisa Wulkotte vom Robert Koch-Institut am 3. Februar in Berlin. Hinzu kämen Diskriminierungserfahrungen im Gesundheits- und Pflegebereich, etwa wegen des Aussehens, des Akzents oder wegen Verständnisproblemen.
Für das Covid 19-Monitoring (Covimo) des Robert Koch-Instituts wird die Bevölkerung Deutschlands regelmäßig zu Themen rund um die Covid-19-Impfung befragt. Für die am Donnerstag veröffentlichte neunte Erhebung wurden 1.000 Menschen mit und 1.000 Menschen ohne Einwanderungsgeschichte interviewt.
Von den Menschen mit Migrationsgeschichte gaben demnach etwa 84 Prozent an, mindestens einmal geimpft zu sein. Die Impfquote für die Bevölkerungsgruppe ohne Migrationsgeschichte lag bei etwa 92 Prozent. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen lag in beiden Gruppen die Impfquote mit knapp 93 Prozent gleich hoch. Am wenigsten waren in beiden Gruppen die 30- bis 39-Jährigen geimpft.
Sprachbarrieren könnten dabei einen Großteil der Impfquoten-Unterschiede erklären, sagte Wulkotte: „Je besser die Deutschkenntnisse eingeschätzt werden, umso höher ist die Impfquote.“ So gaben von den Befragten mit Deutsch als Muttersprache oder sehr guten Deutschkenntnissen etwa 92 Prozent an, mindestens einmal geimpft zu sein. Bei den Befragten mit mittelmäßigen Deutschkenntnissen lag die Quote bei 83 Prozent, bei denen mit sehr schlechten Deutschkenntnissen bei 75 Prozent.
Die durchschnittliche Impfbereitschaft der Befragten mit Migrationsgeschichte war dabei signifikant höher als in der Gruppe ohne Migrationsgeschichte, sagte Wulkotte. Zugleich waren Falschinformationen beispielsweise zu den angeblichen Langzeitfolgen der Impfung mit Unfruchtbarkeit und Impotenz unter den Befragten mit Migrationshintergrund stärker verbreitet.
Die Bielefelder Gesundheitswissenschaftlerin Doris Schaeffer forderte deshalb mehr zielgruppenspezifische Aufklärung. „Wir müssen viel mehr mehrsprachige Informationen bereitstellen auf Flyern, Plakaten oder in den sozialen Medien“, sagte die Professorin für Gesundheitswissenschaften.
Da es hierzulande zu wenig seriöse Informationsangebote in anderen Sprachen gebe, landeten viele bei der Suche auf Internetseiten ihrer Herkunftsländer. Hinzu komme bei Arztbesuchen die Schwierigkeit, die Fachbegriffe zu verstehen - ein Problem, was nicht nur Nicht-Muttersprachler haben, sagte Schaeffer.
Dass es anders geht, habe Bremen vorgemacht, sagte die Professorin. Die Hansestadt hat eine Impfquote von 87 Prozent, die höchste bundesweit. Um dies zu erreichen, habe die Gesundheitsverwaltung die Leute da abgeholt, wo sie sind, sagte der Leiter der Bremer Impfzentren, Kay Bultmann. Beispielsweise mit mehrsprachigen mobilen Impfteams an Tafel-Ausgabestellen sowie in Obdachlosen- und Flüchtlingsunterkünften.