Berlin (epd). Mehrere Tausend Menschen sind am 31. Januar in zahlreichen ostdeutschen Städten wieder gegen die Corona-Schutzmaßnahmen und gegen eine Impfpflicht auf die Straße gegangen. In einzelnen Städten formierten sich auch Gegenproteste. Allein in Thüringen zählte die Polizei mehr als mehr als 24.000 „Maßnahmenkritiker“, aber auch Gegendemonstranten, bei insgesamt 86 Versammlungen. Auch in Sachsen und in Sachsen-Anhalt kamen in zahlreichen Städten insgesamt mehrere Tausend Menschen zusammen. Viele Demonstranten hielten sich laut Polizei nicht an das Abstandsgebot und trugen keine Mund-Nasen-Bedeckung. Polizeiliche Anweisungen seien nicht beachtet worden, hieß es etwa aus Thüringen. Bei Durchbruchversuchen an Polizeisperren setzten Polizisten vereinzelt Pfefferspray ein. Es kam zu zahlreichen Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

In Thüringen wurden die meisten Teilnehmer in Gera mit rund 3.500 Personen und in Saalfeld mit etwa 2.000 Teilnehmern bei illegalen Aufzügen gezählt, wie die Landespolizeidirektion Thüringen mitteilte. In Jena gab es mit etwa 200 Menschen die teilnehmerstärkste Gegenveranstaltung. Thüringenweit gab es neben 22 Platzverweisen gegen 25 Personen Strafanzeigen. Zudem wurden 213 Ordnungswidrigkeitenanzeigen aufgenommen. Einsatzkräfte wurden nicht verletzt.

In Sachsen-Anhalt versammelten sich in Halle an der Saale an einem Aufzug von Corona-Kritikern bis zu 3.500 Menschen. Zugleich fand auf dem Marktplatz der Stadt ein Gedenken an die Verstorbenen der Pandemie statt, an dem sich etwa 370 Personen beteiligten, so die Polizeiinspektion Halle. Corona-Proteste fanden auch in Naumburg mit etwa 1.000 Personen sowie in Magdeburg, Weißenfels, Zeitz, Teuchern und Lützen statt. In Zeitz erlitt laut Polizei ein Versammlungsteilnehmer offenbar einen medizinischen Notfall. Er wurde reanimiert und kam in ein Krankenhaus.

In Sachsen setzten in mehreren Städten Hunderte Menschen ein Zeichen gegen Corona-Leugner und gewalttätige Proteste. Auf Bannern warben sie für Solidarität und ein friedliches Miteinander. Auf dem Leipziger Augustusplatz versammelten sie sich unter dem Motto „Haltung zeigen“. Auch in Leipzig-Gohlis gingen Demonstranten gegen die Vereinnahmung der Straßen und Plätze durch Verschwörungstheoretiker und Impfgegner auf die Straße.

In Dresden zogen mehrere hundert Anhänger der „Querdenken“-Bewegung durch die Innenstadt. An mehreren Stellen im Stadtgebiet versammelten sich Gegendemonstranten. Gegner der Corona-Maßnahmen demonstrierten auch etwa in Markkleeberg, Freiberg, Plauen, Meerane und Zwickau. Laut Angaben der Polizei Sachsen auf Twitter setzte sich ein Autokorso von Dresden nach Freital in Bewegung. In Bautzen beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 3.000 Menschen an Corona-Protesten. Zudem gab es in weiteren ostsächsischen Städten Kundgebungen gegen die Corona-Politik. In Chemnitz kamen laut Beobachtern rund 1.500 Gegner staatlicher Maßnahmen zu Protesten zusammen. In Meißen bei Dresden zogen etwa 1.000 Demonstranten vor das Landratsamt.

In Cottbus gab es nach Angaben der Polizeidirektion Süd eine angemeldete Versammlung unter dem Motto: „Einigkeit und Recht und Freiheit“ mit 800 Teilnehmern. Der Aufforderung, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, sei die Mehrheit der Demonstranten nicht gefolgt, hieß es.

In Berlin gabe es laut Polizei insgesamt fünf Versammlungen gegen die Maßnahmen. An den beiden größten Versammlungen am Alexanderplatz und in Alt-Tegel habe die Teilnehmerzahl zeitweise im unteren vierstelligen Bereich gelegen. Die Versammlungen verliefen laut Polizei weitgehend störungsfrei. Im Vergleich zu den Demonstrationen der vorangegangenen Woche habe die Teilnehmerzahl abgenommen.