Berlin (epd). Jüdische Organisationen kritisieren einen Bericht von Amnesty International über Israel als antisemitisch. Dabei kam es am 1. Februar auch zu Protesten vor einer Amnesty-Vertretung in Berlin. Der von der Amnesty-Zentrale in London veröffentlichte Bericht markiere einen Tiefpunkt in der Delegitimierung Israels, erklärte der Zentralrat der Juden. Israel werde pauschal seit seiner Gründung als Apartheid-System eingestuft, der palästinensische Terror werde völlig außer Acht gelassen.
Das American Jewish Committee erklärte, der Bericht habe sich „unerklärlicherweise auf ein Ziel konzentriert: Israel zu dämonisieren und zu delegitimieren“. Die jüdisch-deutsche Werteinitiative kritisierte, der Bericht bediene sich einer antisemitischen Täter-Opfer-Umkehr. Israel werde ein „Verbrechen gegen die Menschheit“ vorgeworfen, eine Terminologie, die stark durch die Nürnberger Prozesse geprägt wurde.
Von der deutschen Amnesty-Sektion forderten die Organisationen, sich deutlich zu distanzieren: „Wer am Holocaust-Gedenktag in den Sozialen Netzwerken 'Nie wieder' fordert, darf nicht eine Woche später einen antisemitischen Bericht in seinem Namen mittragen.“
Amnesty Deutschland erklärte auf Anfrage, Berichte und menschenrechtliche Positionen lägen in der Hoheit des Internationalen Sekretariats. Aus der deutschen Geschichte erwachse für die deutsche Amnesty-Sektion eine besondere Verantwortung. Um der Gefahr der Instrumentalisierung oder Missinterpretationen des Berichts entgegen zu wirken, werde die deutsche Sektion zu diesem Bericht keine Aktivitäten planen und durchführen.