Berlin/Kabul (epd). Inmitten der wachsenden Not in Afghanistan erkranken laut internationalen Helfern immer mehr Kinder an lebensgefährlichen Lungenentzündungen. Schon vor der Krise seien solche Infektionen für jeden fünften Todesfall bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich gewesen, erklärte die Hilfsorganisation „Save the Children“ am 31. Januar in Berlin. Jetzt stiegen die Zahlen immer mehr an.
„Die Fälle von Lungenentzündung nehmen jeden Tag zu und die Zahl der Patienten hat sich in den letzten Monaten verdoppelt oder sogar verdreifacht“, berichtete der Teamleiter einer mobilen „Save the Children“-Klinik in Afghanistan. „Es ist viel schlimmer als letztes Jahr. Manchmal warten Hunderte Mütter und Kinder auf uns.“ Den Familien fehle das Geld für Essen oder um zu heizen, erklärte er. „Für unterernährte Kinder ohne Schutz vor Kälte kann eine Lungenentzündung sehr schnell tödlich sein.“
Allein im Dezember seien 135 Kinder im Norden Afghanistans in einem einzigen Krankenhaus oder auf dem Weg dahin gestorben, die meisten von ihnen an einer Lungenentzündung oder schwerer Unterernährung, teilte die Kinderhilfsorganisation unter Berufung auf einen dortigen Mediziner mit. Hätten die unterernährten Mädchen und Jungen medizinisch versorgt werden können, hätten sie eine Überlebenschance gehabt.
Seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August hat sich humanitäre Lage in Afghanistan weiter verschärft. Nach UN-Schätzung sind mehr als 1,1 Millionen afghanische Mädchen und Jungen von schwerer, lebensbedrohlicher Mangelernährung bedroht.