Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, ist besorgt um Opfer sexueller Gewalt, die sich wegen der Corona-Pandemie schwerer Dritten anvertrauen können. "Für Kinder und Jugendliche, die sexuellem Missbrauch in der Familie ausgesetzt sind, können die aktuellen Einschränkungen bedeuten, dass Täter und Täterinnen noch unbemerkter vom sozialen Umfeld sexuelle Gewalt ausüben können", erklärte Rörig am 25. März in Berlin. Er rief die Bevölkerung auf, trotz der Umstände aufmerksam zu sein.

"Es ist wichtiger denn je, nicht wegzuschauen, sondern zu handeln, wenn ein Verdacht oder ein 'komisches Gefühl' besteht", sagte er. Schützende soziale Nähe und Verantwortung dürfe auch in Zeiten der Corona-Krise nicht aufgegeben werden.

In der aktuellen Situation seien Familien vielfach lange und ununterbrochen zusammen, oft beengt und ohne Privatsphäre. Die starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens könnten die Gefahr für häusliche und sexualisierte Gewalt erhöhen. Zudem seien Lehrerinnen, Erzieher oder Sozialarbeiterinnen sowie Freunde nicht wie üblich verfügbar oder erreichbar.

Mehr häusliche Gewalt

Nach Angaben des Missbrauchsbeauftragten wurde aus der stark vom Coronavirus betroffenen Stadt Wuhan in China bekannt, dass Gewalt in der Familie während der Quarantäne zugenommen hatte. Auch aus Italien und Spanien gebe erschreckende Zahlen.

Der Betroffenenrat des Unabhängigen Beauftragten betonte, dass Hilfeangebote aufrechterhalten oder jetzt sogar intensiviert werden müssten: "Als von sexualisierter Gewalt Betroffene wissen wir, wie sehr Kinder darauf angewiesen sind, dass ihre Signale wahrgenommen und dass sie gesehen und gehört werden", hieß es.