Die Menschen in Deutschland können sich bislang keine Hoffnung auf ein rasches Ende der Ausgangsbeschränkungen infolge der Corona-Pandemie machen. Zwar gibt es führende Politiker, die ein baldiges Ende der Maßnahmen in den Blick nehmen wollen. Doch die Bundesregierung bleibt bislang bei ihrer Linie, das öffentliche Leben frühestens nach Ostern zu reaktivieren.

FDP-Chef Christian Lindner sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (30. März), der jetzige Zustand dürfe keinen Tag länger dauern, als es medizinisch geboten sei. Die momentane Lage sei für jeden und jede in Deutschland und für das wirtschaftliche Leben eine große Belastung.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) forderte ebenfalls, schon jetzt Überlegungen für einen Ausstieg aus den Maßnahmen anzustellen. Es sei jetzt die Zeit, um "Maßstäbe für die Rückkehr ins soziale und öffentliche Leben zu entwickeln, damit auch diese Entscheidung anhand transparenter Kriterien erfolgt", schrieb der CDU-Vize in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag".

Merkel bittet um Geduld

Die Bundesregierung lehnt es jedoch weiterhin ab, schon jetzt über ein mögliches Ende der Maßnahmen zu entscheiden. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) sprach sich gegen eine Lockerung der Einschränkungen aus wirtschaftlichen Gründen aus. Die Restriktionen seien zwar sehr massiv, aber es gehe um Leben und Tod, sagte der Bundesfinanzminister der "Bild am Sonntag". Auch SPD-Chef Norbert Walter-Borjans sagte den Funke-Zeitungentag), zwar sei die schnellstmögliche Rückkehr zur Normalität das Ziel, aber das Schüren falscher Erwartungen könne die nun mühsam erreichten Verhaltensänderungen aufs Spiel setzen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits am 28. März in ihrem wöchentlichen Podcast gesagt, noch gebe es keinen Grund, die Regeln zu lockern. In der Botschaft aus ihrer häuslichen Quarantäne bat sie die Bürgerinnen und Bürger um Geduld. Kanzleramtschef Helge Braun hatte betont, die Maßnahmen würden größtenteils bis zum 20. April gelten.

Streit über Umkehrisolation

Ältere Menschen und Vorerkrankte müsste auch noch länger mit Kontaktbeschränkungen rechnen, ergänzte der Kanzleramtschef im "Tagesspiegel". Die Frage, ob mehr ältere Menschen in der Corona-Krise vorübergehend in Heimen untergebracht werden sollen, hatte am Streit unter Experten ausgelöst. Während der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, dies befürwortete, lehnte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, den Vorschlag ab.

Reinhardt sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", in Einrichtungen sei es eigentlich gut möglich, die besonders Gefährdeten vor Covid-19 abzuschotten. Der Vorschlag sei "gefährlich ahnungslos", sagte Patientenschützer Brysch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schließlich steige gerade in vielen Pflegeheimen in Deutschland die Zahl der Opfer des Coronavirus an.

In einem Pflegeheim der niedersächsischen Stadt Wolfsburg waren in den vergangenen Tagen zwölf Bewohner infolge des Coronavirus gestorben. Auch in Würzburg ist ein Seniorenstift besonders von der Corona-Pandemie betroffen. In dem Heim starben nach einer Meldung des Würzburger Gesundheitsamts vom 27. März inzwischen ebenfalls zwölf Menschen.