Die Präses der westfälischen evangelischen Kirche, Annette Kurschus, hat das Kirchenasyl als Teil des Rechtsstaats verteidigt. "Wir schaffen kein eigenes Recht und keinen rechtsfreien Raum", sagte Kurschus dem Bielefelder "Westfalen-Blatt" (24. Dezember). Dem Staat werde letztlich bei der Durchsetzung des Rechts geholfen, indem darauf hingewiesen werde, dass die rechtsstaatlichen Möglichkeiten in bestimmten Fällen nicht vollends ausgeschöpft sind. Das komme oft genug vor, betonte Kurschus.

"Das Kirchenasyl ermöglicht eine Atempause zu einer erneuten Überprüfung", sagte sie. Migration bezeichnete sie als eine Entwicklung, die neben Problemen auch Chancen bietet: "Wir können zeigen, dass der Glaube nicht nur etwas mit unserem Innern zu tun hat, sondern dass Glaube immer auch politisch ist", erklärte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen.

In den Gemeinden lasse die grundsätzlich offene Haltung nicht nach. Dennoch müssten auch die Sorgen und Befürchtungen in den Blick genommen werden. "Unser Zusammenleben wird bunter und mit Sicherheit konfliktreicher", sagte Kurschus. Christen rief sie daher dazu auf, sich wieder intensiver mit ihrem Glauben zu beschäftigen. "Denn die Angst vor anderen Religionen wächst, wenn man sich des eigenen Glaubens unsicher ist", mahnte sie.