Jakarta, Frankfurt a.M. (epd). Nach einer Reihe von Bombenanschlägen auf christliche Kirchen in Indonesien am 13. Mai ist die Anzahl der Toten auf mindestens 13 gestiegen. Wie das indonesische Fernsehen berichtete, waren drei Kirchen in Indonesiens zweitgrößter Stadt Surabaya auf der Insel Java betroffen. Mehr als 40 weitere Menschen wurden verletzt. Nach Angaben der Polizei wurden die Angriffe fast zeitgleich während der Morgengottesdienste verübt. Die arabische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) habe sich dazu bekannt.
Die Behörden befürchten, dass die Zahl der Opfer weiter steigt. Es sind die schwersten Anschläge auf Christen seit den Bombenanschlägen am Heiligabend im Jahr 2000, bei denen 15 Menschen getötet und fast 100 verletzt worden waren.
Die Selbstmordattentäter waren nach Polizeiangaben auf Motorrädern oder Autos vorgefahren oder hatten sich unter die Teilnehmer der Gottesdienste gemischt. Indonesiens Polizeichef Tito Karnavian teilte mit, dass alle Täter aus derselben Familie stammten, die sich zwischenzeitlich in Syrien aufgehalten haben soll. Es soll sich um ein Elternpaar, zwei ihrer Söhne im Alter von 16 und 18 Jahren sowie zwei Mädchen von neun und zwölf Jahren gehandelt haben.
Laut Augenzeugen soll sich die Frau gemeinsam mit den beiden Mädchen unter die Kirchgänger gemischt und sich dort in die Luft gesprengt haben. Die Polizei fand weitere Sprengsätze, die sie aber unschädlich machen konnte. Alle weiteren für den 13. Mai geplanten Gottesdienste in Surabaya wurden abgesagt.
Nach Informationen der Behörden standen die mutmaßlichen Attentäter in Verbindung mit einer lokalen Terror-Zelle, die ihre Unterstützung für den IS bekundet hat. Laut Indonesiens Geheimdienst ist eines Gruppierung namens Jemaah Ansharut Daulah (JAD) dafür verantwortlich.
Papst ruft zum Gebet auf
Stunden nach den Anschlägen reiste Präsident Joko Widodo nach Surabaya. Die Attentate verurteilte er als barbarische und feige Akte. Ähnlich äußerte sich Außenministerin Retno Marsudi, die den Familien der Toten sowie den Verletzten ihr Mitgefühl aussprach. Auch die größte muslimische Massenorganisation Indonesiens, Nahdlatul Ulama (NU), übte deutliche Kritik: "Alle Taten, insbesondere die, die im Namen der Religion verübt werden und dabei Terror, Hass und Gewalt verbreiten, entsprechen nicht dem Charakter des Islam", erklärte die Organisation, die etwa 50 Millionen Mitglieder hat.
Auch Papst Franziskus verurteilte die Anschläge. Beim Regina-Coeli Gebet betonte er auf dem römischen Petersplatz seine Anteilnahme am Leid der Opfer, der Verletzten und ihrer Angehörigen. Gleichzeitig rief er zum Gebet für ein Ende der Gewalt auf. "Auf dass im Herzen aller nicht Gefühle des Hasses und der Gewalt sondern Versöhnung und Brüderlichkeit Platz finden." Ebenso verurteilte der Weltkirchenrat die Angriffe auf das Schärfste. Die Attacken auf betende Menschen seien schockierend, erklärte der Generalsekretär des Rates, Olav Fykse Tveit, in Genf. Unter den rund 350 Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen befinden sich 27 in Indonesien.
Die Behörden bringen die Attentate mit einem Aufstand in einem Hochsicherheitsgefängnis nahe Jakarta in Verbindung, in dem auch Mitglieder und Sympathisanten des IS inhaftiert sind. Im Zuge der Revolte vor wenigen Tagen, bei der Insassen Polizisten als Geiseln genommen hatten, wurden fünf Beamte einer Anti-Terror-Einheit sowie ein Gefangener getötet. Zu dem Aufstand soll sich ebenfalls der IS bekannt haben.
Indonesien hat lange geleugnet, ein Terrorproblem im eigenen Land zu haben. Das änderte sich erst nach den verheerenden Bombenanschlägen auf der Insel Bali im Oktober 2002, bei denen 202 Menschen starben. Die meisten Opfer waren ausländische Touristen, insbesondere Australier. Für die Bali-Attentate wurde das südostasiatische Terrornetzwerk Jemaah Islamiyah mit Verbindungen zu Al-Kaida verantwortlich gemacht.
Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit. Rund 88 Prozent der rund 260 Millionen Einwohner bekennen sich zum islamischen Glauben, die meisten sind moderat. Allerdings erlebt das Inselreich seit Jahren eine Zunahme fundamentalistischer Strömungen. Neun Prozent der Bevölkerung sind Christen.