"Spiegel"-Autor Markus Feldenkirchen hat mit seinem Portrait über den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz den Nannen-Preis für die beste Reportage (Egon Erwin Kisch-Preis) gewonnen. Unter dem Titel "Mannomannomann" hatte Feldenkirchen unter anderem Schulz' Rückschläge im Wahlkampf und seine Niedergeschlagenheit wegen schlechter Umfragewerte geschildert. Er rechne es dem SPD-Politiker hoch an, dass er ihm einen sehr persönlichen Zugang "an den Pressestellen vorbei" ermöglicht habe, sagte Feldenkirchen am 11. April bei einer Gala in der Hamburger Elbphilharmonie. Die Reportage erschien dann nach der Bundestagswahl.

Der undotierte Nannen-Preis wurde in sechs Kategorien verliehen. Gala-Moderatorin Caren Miosga kritisierte den geringen Frauenanteil unter den Preisträgern. Für die "Investigative Leistung" ging die Auszeichnung an das Team der "Zeit" für "Ein Anschlag ist zu erwarten". Detailliert werden die zahlreichen Pannen der Behörden vor dem Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 dokumentiert.

Preise für "Zeit" und "Stern"

Als beste Dokumentation wurde "Warum verdient Frau Noe nicht mehr?" der "Zeit" ausgezeichnet. Catarina Lobenstein portraitiert darin eine Frau, die als Pflegekraft netto nicht einmal 1.800 Euro verdient, obwohl die Nachfrage in der Pflege groß ist.

Der Nannen-Preis für das beste Web-Projekt ging an den "Tagesanzeiger" aus Zürich für die Gletscher-Reportage "In eisigen Tiefen". Mit animierten Grafiken, 360-Grad-Aufnahmen und Videos habe das Team dramaturgisch perfekt die Situation im Gletscher körperlich nahe gebracht, hieß es in der Begründung.

Für die beste "Inszenierte Fotografie" wurde der Australier Adam Ferguson ausgezeichnet. Unter "Dem Jenseits entkommen" hatte der "Stern" seine Fotos von nigerianischen Mädchen veröffentlicht, die von der Terrororganisation Boko Haram entführt worden waren. Ferguson habe das Leid der missbrauchten Mädchen inszeniert, ohne sie zu entblößen, lobte die Jury.

Den Preis für die beste Reportage-Fotografie erhielt der Argentinier Pablo Ernesto Piovano für seine "Stern"-Reportage "In einem vergifteten Land". Portraitiert wurden dort die von Krankheiten, Missbildungen und Tod gezeichneten Opfer eines Unkrauvernichtungsmittels.

Recherchen zum islamischen Terror

Den Sonderpreis der "Stern"-Chefredaktion erhielt die deutsch-marokkanische Journalistin Souad Mekhennet ("Washington Post") für ihre Recherchen zum islamistischen Terror. Um die Motive der Terroristen zu beschreiben, hatte sie mehrfach hochrangige Terroristenführern getroffen. Sie berichte schonungslos über Terroristen, um zu verstehen, was diese antreibe, sagte "Stern"-Chefredakteur Christian Krug.

Der Nannen Preis gilt als bedeutendste Auszeichnung für Journalisten in Deutschland und wird seit 2005 vergeben. Stifter sind der "Stern" und das Verlagshaus Gruner + Jahr. Der Preis erinnert an den "Stern"-Gründer und langjährigen Chefredakteur Henri Nannen (1913-1996).