Berlin (epd). Nach jahrelangen Protesten ist der Weg für Straßenumbennungen im sogenannten Afrikanischen Viertel in Berlin-Wedding frei. Der Kulturausschuss des zuständigen Bezirks Berlin-Mitte habe in seiner Sitzung am Mittwochabend empfohlen, die Lüderitzstraße, den Nachtigalplatz und die Petersallee umzubenennen, teilte das Bündnis Decolonize Berlin am 12. April mit. Künftig werden die Straßen nach der Anti-Apartheid-Kämpferin und Herero-Nationalheldin Anna Mungunda, dem Nama-Widerstandführer Cornelius Fredericks, der Familie Emily und Rudolf Duala Manga Bell aus Kamerun und nach der tansanischen Maji-Maji-Widerstandsbewegung gegen die deutschen Kolonialherren heißen. Die Petersallee bekommt dabei zwei neue Straßennamen.
In dem gemeinsamen Antrag von Grünen, Linke und SPD heißt es, das Afrikanische Viertel glorifiziere bislang immer noch den Kolonialismus und seine Verbrechen. Das beschädige auf Dauer das Ansehen Berlins. Der Antrag soll endgültig am 19. April in der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen werden. In dem Gremium haben die drei Parteien die Mehrheit.
"Menschen aus Afrika geehrt"
Mit der Umbenennung werde der konkrete Bezug zur Geschichte der verschiedenen ehemals deutschen Kolonien weitgehend gewahrt, die Perspektive auf die Kolonialgeschichte jedoch umgekehrt, erklärte das Bündnis Decolonize Berlin, das seit Jahren für eine Änderung der umstrittenen Straßennamen kämpft. Die bisherigen Namensträger Adolf Lüderitz (1834-1886), Gustav Nachtigal (1834-1885) und Carl Peters (1856-1918) gelten als Vertreter und Wegbereiter des deutschen Kolonialismus mit zum Teil massiven rassistischen Einstellungen.
"Mit den neuen Namen werden im Afrikanischen Viertel nun nicht nur erstmals Menschen aus Afrika geehrt", erklärte Bündnis-Sprecher Tahir Della. "Es werden die gewürdigt, die im Widerstand gegen die deutschen Kolonialherren ihr Leben ließen." Die Berliner Umbenennungen könnten zudem vergleichbare Initiativen in anderen Städten anregen und als Modell dienen.
Die Umbenennung der Straßennamen hatte das Bezirksparlament bereits vor zwei Jahren beschlossen. Anfang 2017 waren schließlich 196 Vorschläge eingereicht worden, aus denen eine Jury sechs Namen auswählte. Einer der Vorschläge stieß auf heftige Kritik, weil sich die afrikanische Königin Nzinga von Ndongo und Matamba im 17. Jahrhundert am Sklavenhandel beteiligt haben soll. Die vier jetzt beschlossenen Namen gehen auf wissenschaftliche Empfehlungen zurück.