Nach den westlichen Militärschlägen auf Chemiewaffen-Einrichtungen in Syrien hat UN-Generalsekretär António Guterres vor einer Eskalation gewarnt. Alle UN-Mitgliedsstaaten müssten sich in dieser gefährlichen Situation nach der Militäroperation der USA, Frankreichs und Großbritanniens zurückhalten, verlangte Guterres am 14. April in New York. Er wies auch auf die Verantwortung des UN-Sicherheitsrates für den Weltfrieden hin. Die Mitglieder des Rates müssten endlich Einigkeit zeigen.

Die Bundesregierung stellte sich hinter die Angriffe auf Syrien. "Der Militäreinsatz war erforderlich und angemessen, um die Wirksamkeit der internationalen Ächtung des Chemiewaffeneinsatzes zu wahren und das syrische Regime vor weiteren Verstößen zu warnen", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Eine militärische Beteiligung Deutschlands an einem Angriff auf Syrien hatte die Bundeskanzlerin bereits am vergangenen Donnerstag ausgeschlossen.

"Bruch des internationalen Rechts"

Kirchen und Friedensorganisationen kritisierten den Angriff der Westmächte auf Syrien scharf. Der Lutherische Weltbund (LWB) in Genf verurteilte das Vorgehen als "Bruch des internationalen Rechts", weil die Militärschläge ohne Mandat des UN-Sicherheitsrates stattfanden. Der LWB forderte einen "sofortigen Stopp der Spirale militärischer Vergeltungsmaßnahmen", welche die Welt näher an einen globalen militärischen Konflikt führe.

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, kritisierte die Angriffe. "Ich glaube, viele von uns haben das Gefühl: Man muss irgendetwas tun gegen die Verletzung der elementarsten Regeln des Völkerrechts durch Giftgasangriffe", erklärte Bedford-Strohm in Trier. "Aber Militärschläge bringen nicht die Lösung", fügte er hinzu. "Insbesondere, wenn kein Plan für das danach erkennbar ist. Die Opfer schreien nach Gerechtigkeit und Frieden."

Papst Franziskus erklärte am 15. April, er sei "zutiefst erschüttert". Trotz der zur Verfügung stehenden Instrumente habe die internationale Gemeinschaft Mühe, sich auf ein gemeinsames Vorgehen für Syrien zu einigen. Franziskus appellierte vor dem Hintergrund von Bemühungen um eine neue UN-Resolution zu Syrien erneut an alle Konfliktbeteiligten, sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen.

Deeskalation gefordert

Die Kampagne "Macht Frieden. Zivile Lösungen für Syrien" kritisierte explizit die politische Unterstützung von Seiten der Bundesregierung für die Militärschläge. "Deutschland muss jetzt deeskalierend auf seine Partnerländer und Russland einwirken", erklärte die Kampagne in Bonn. Syrien sei zum Schlachtfeld weltweiter Interessen geworden, bei dem sich Russland und die Nato gegenüberstehen. "Die derzeitige Eskalation bedroht den Weltfrieden und muss beendet werden, bevor aus Unvernunft oder Fahrlässigkeit ein nuklearer Krieg ausgelöst wird", warnte die Kampagne, die von 25 Organisationen und Gruppen der deutschen Friedensbewegung getragen wird.

Die USA, Frankreich und Großbritannien hatten in den frühen Morgenstunden des 14. April nach eigenen Angaben Chemiewaffen-Installationen des Assad-Regimes angegriffen. Die westlichen Mächte wollen damit einen mutmaßlichen Angriff des Assad-Regimes mit den international geächteten Chemiewaffen auf die Rebellenstadt Duma vor einer Woche bestrafen. Assad und Russland bestreiten den Giftgasangriff.

In Syrien kämpfen Machthaber Baschar al-Assad, Rebellengruppen und Terroristen um die Macht. Russland und der Iran unterstützen Assad. Seit 2011 kamen durch die Gewalt Hunderttausende Menschen ums Leben, Millionen sind auf der Flucht.