Zürich (epd). Regelmäßiges kognitiv-motorisches Training mit einem Fitnessspiel kann einer Studie zufolge die körperlichen und geistigen Fähigkeiten von Demenzkranken verbessern. Wie die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) mitteilte, steigert das Training Aufmerksamkeit, Konzentration, Erinnerung oder Orientierung. "Es besteht erstmals die Hoffnung, dass wir durch gezieltes Spielen Demenzsymptome nicht nur verzögern, sondern auch abschwächen können", sagte die ETH-Forscherin Eling de Bruin.
Für die Studie, an der auch die Katholieke Universiteit Leuven in Belgien beteiligt ist, haben 45 Pflegeheimbewohner aus Belgien an einem achtwöchigen Trainingsprogramm teilgenommen. Alle Bewohner waren den Angaben nach 85 Jahre alt und litten an starken Demenzsymptomen.
Für die Studie haben die Forscher die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt: Während die eine Gruppe dreimal wöchentlich Musikvideos ihrer Wahl schaute, trainierte die andere Gruppe mit einer speziell entwickelten Plattform. Diese besteht aus einem Bildschirm mit Spielesoftware und einer Bodenplatte mit vier Feldern, auf der Schritte, Gewichtsverlagerungen und Balance gemessen werden können. Auf der Plattform sollen die Nutzer eine auf dem Bildschirm eingeblendete Bewegungsabfolge mit ihren Füßen nachahmen. So sollten gleichzeitig körperliche und kognitive Fähigkeiten trainiert werden, hieß es.
Der Vergleich beider Gruppen nach dem achtwöchigen Training zeigte, dass sich die physischen, mentalen und kognitiven Fähigkeiten der Gruppe, die Musik hörte, weiter verschlechterten, während sich die Leistungen der Gruppe, die mit der Plattform trainierte, deutlich steigerten. So hätte sich etwa die Reaktionszeit dieser Pflegeheimbewohner deutlich verbessert, erklärte das Forscherteam.
Schon 2015 wies eine ETH-Studie den Angaben zufolge nach, dass Senioren, die Körper und Geist gleichzeitig trainieren, bessere kognitive Leistungen erbringen und dadurch kognitive Beeinträchtigungen vorbeugen. Allerdings wurde die Studie nur mit gesunden Menschen ohne Demenz durchgeführt. "Bis jetzt hat es sich als schwierig herausgestellt, Demenzerkrankte über längere Zeiträume für körperliche Aktivitäten zu motivieren", erklärte de Bruin.
Mit der für diese Studie entwickelten Trainingsplattform hingegen, habe die Motivation der demenzkranken Studienteilnehmer, regelmäßig zu trainieren, gesteigert werden können. Aktuell arbeitet die Forschergruppe daran, die Studie mit Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung wie einer Vorstufe von Demenz zu wiederholen.