Hamburg, Berlin (epd). Eine Bundestagspetition des "Stern" für eine bessere Pflege haben nach Angaben des Hamburger Magazins bislang 190.000 Menschen online unterschrieben. Es handele sich damit um die bislang erfolgreichste Online-Bundestagspetition, teilte der "Stern" am 3. Februar in Hamburg mit. Die auf stern.de verlinkte Petition kann noch bis zum 11. Februar auf der entsprechenden Internetseite des Parlaments unterzeichnet werden.
"Niemand aus der Politik kommt jetzt mehr an der Tatsache vorbei, dass viele Menschen in Deutschland einen Systemwechsel im Gesundheitswesen wünschen", sagte der Arzt und Reporter Bernhard Albrecht, der die Petition ins Leben rief. Seit 1984 gebe es einen Pflegenotstand in Deutschland, seitdem sei nichts geschehen. "Daher versuchen wir jetzt einen neuen Weg", sagte Albrecht. Am 1. März findet eine öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags zur Forderung nach einem Systemwechsel in der Pflege statt.
Die Linke im Bundestag zeigte sich davon überzeugt, dass diese Anhörung "gewaltige Aufmerksamkeit" erzeugen werde. Noch vor der Anhörung müsse das Bundesgesundheitsministerium auf die Petition antworten.
"Für den Erfolg der Petition und vor allem den Fortgang der dringend erforderlichen Reformen in der Pflege wird es darauf ankommen, den Druck auf die CDU aufrechtzuerhalten", sagte die pflegepolitische Sprecherin der Linksfraktion, Pia Zimmermann, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dreh- und Angelpunkt sei die Finanzierung. Notwendig sei eine solidarische Pflegeversicherung, in die auch Spitzenverdiener einzahlen.
Die Unterzeichner der Pflege-Petition fordern unter anderem, dass Pflegekräfte mehr Zeit für die Betreuung ihrer Patienten bekommen sowie verlässliche Arbeitszeiten. Außerdem müsse der Beruf eine Aufwertung erfahren durch höhere Gehälter und mehr Entscheidungsmöglichkeiten an Patienten. Schließlich wird eine "konsequente Abkehr von Profitdenken und ökonomischen Fehlanreizen durch eine echte Gesundheitsreform" gefordert.
Der Deutsche Pflegerat unterstützt die Petition. "Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen für die Berufsgruppe der Pflegenden aufstehen, uns melden, an Türen klopfen und jeder Einzelne von uns betont: Wir wollen eine bessere Pflege", sagte Präsident Franz Wagner. Die Grundvoraussetzung hierfür sei das Pflegepersonal, von dem allein in Pflegeheimen heute bereits 120.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu wenig für eine gute Pflege da seien.
Wagner zufolge kann es mit besseren Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal in Krankenhäusern, ambulanten Pflegediensten und in Pflegeheimen gelingen, mehr Menschen für die interessante und vielfältige Arbeit in der Pflege zu begeistern. "Dafür braucht es eine gute Personalausstattung. Diese muss anhand des echten Bedarfs und nicht an einem grünen Tisch in einer Verwaltung festgelegt werden."